Film-Biografie

Geschichte eines Terroristen: “Carlos – der Schakal”

Kino
03.11.2010 16:05
"Irgendwann muss jeder Mann Verantwortung für seine Taten übernehmen", belehrt der venezolanische Terrorist Carlos seine Geiseln beim Überfall auf die OPEC-Konferenz 1975 in Wien. Ein blutiges Ereignis, das in der Filmbiografie von Olivier Assayas über "den Schakal", bürgerlich Illich Ramirez Sanchez, einen zentralen Stellenwert einnimmt. Der Film "Carlos - Der Schakal" lief erstmals bei den Filmfestspielen in Cannes im Mai dieses Jahres. Der im Original fünfeinhalbstündige französisch-deutsch-spanische Streifen kommt in Österreich in einer 140-minütigen Version ins Kino.

"Dieser Film ist fiktional", steht vor Beginn auf der Leinwand zu lesen. In den 70er- und 80er-Jahreen galt der Venezolaner als Staatsfeind Nummer eins. Der Tod von 83 Menschen soll auf sein Konto gehen, erst 1994 wurde er im Sudan gefasst und verbüßt seither in Frankreich eine lebenslange Haftstrafe. Bereits im Vorfeld hatte er aus der Haft wegen "Fälschungen und Lügen" vehement gegen den Film über sein Leben protestiert.

Carlos' Hang zum Showman, den er auch bei den echten Gerichtsprozessen bewies, gibt Assayas genug Raum. Der selbst ernannte Revolutionär hält etwa bei dem Überfall auf das OPEC-Hauptquartier in Wien noch Brandreden für die Revolution und hat auch im Flugzeug vor dem Abflug mit den OPEC-Geiseln noch Zeit, ihnen Autogramme zu geben. Polizisten, die "hier lang" rufen, ein Bruno Kreisky mit deutscher Sprachfärbung oder eine falsche Straßenbahn stoßen wahrscheinlich nur Österreichern als lokale Ungenauigkeit auf. Den Charakter des "Schakals", seinen Charme, seinen Kampfgeist zu zeigen, scheint Assayas das Wichtigste gewesen zu sein.

Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Christina Krisch zum Film: Titelheld Edgar Ramirez verschmilzt förmlich mit seinem Part. Beeindruckend auch Nora von Walstätten als Carlos' Mitstreiterin Magdalena Kopp. Assays' kosmopolitischer Thriller, durchzogen von einem selten gesehenen Realismus, ist ein singuläres Leinwandereignis, das mehr als 20 Jahre abdeckt und in der bereits in Cannes gezeigten "Extended version" satte fünfeinhalb Stunden dauert. Elektrisierend bis zur letzte Minute.

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