Ex-Vize-Gouverneur:

„Bin über Bank und den Schaden tief erschüttert“

Burgenland
27.11.2020 09:01
Die Causa Commerzialbank ist nicht nur ein Kriminalfall, sondern auch noch ein ganz spezieller. Diese Ansicht vertritt der frühere Vize-Gouverneur der Nationalbank, Andreas Ittner. Der Branchenkenner, der bereits im Hypo-Untersuchungsausschuss ausgesagt hatte, stand nun in Eisenstadt Rede und Antwort.

Unerklärlich ist für Ittner allein schon der Umstand, dass Ex-Bankchef Martin Pucher nach dem Auffliegen des Millionen-Debakels von seinem Anwalt als Robin Hood dargestellt worden ist, der alles nur gut gemeint habe. „Das ist ein durchschaubares Ablenkungsmanöver und ein Schlag ins Gesicht der Kunden“, sagte Ittner. Wie kann ein solcher Finanzskandal so lange ohne Folgen bleiben? „Diese Frage habe ich mir oft gestellt. Ich kann es mir nur so erklären, dass Fakten geschaffen worden sind, die gar keine waren, und an den vorgegebenen Rahmen angepasst wurden“, umschreibt der Branchenprofi die kriminellen Geschäfte. Dass Geldinstitute ihren Kredite-Status „viel zu positiv“ darlegen wollen, sei nicht ungewöhnlich. Das Spezielle an der Commerzialbank war, dass es gleich eine ganze Serie von fingierten Krediten gegeben habe und die Kontrollkette von Anfang an durchbrochen gewesen sei, so Ittner. Im diesem Fall sei die interne Revision durch den Vorstand gezielt an einer korrekten Arbeitsweise gehindert worden, betonte er. Die Rolle der Notenbank: „Die Nationalbank ist keine Bankenpolizei!“

So wie der frühere Vize-Gouverneur sieht auch Ex-Finanzminister Hans Jörg Schelling die Kontrollorgane schwer getäuscht (siehe auch Politik unserer heutigen Printausgabe). Es trifft den Aufsichtsrat genauso wie die Wirtschaftsprüfer. Nachsatz des ÖVP-Politikers: „Auch bei der Hypo haben wir lange diskutiert, wer schuld ist, und am Ende war es keiner.“

Zwei Vertreter der TPA-Kanzlei, die sowohl die Bank als auch die Eigentümergenossenschaft geprüft hatte, waren ebenfalls vorgeladen. Sie sagten nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus.

Karl Grammer, Kronen Zeitung

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