„Kein Risiko eingehen“

Türkise Pläne zum „Freitesten“: Anschober winkt ab

Politik
24.10.2020 15:06

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat dem ÖVP-Vorstoß, die Quarantänezeit von Corona-Kontaktpersonen mit hohem Infektionsrisiko mittels „Freitesten“ zu reduzieren, eine klare Absage erteilt. Angesichts der aktuell massiven Zunahme der Infektionszahlen sei er nicht bereit, ein solches Risiko einzugehen, so der Gesundheitsminister am Samstag. Auch die Gesundheitsreferenten der Bundesländer begegnen dem Vorschlag mit Skepsis.

Die beiden ÖVP-Minister Elisabeth Köstinger und Heinz Faßmann ließen zuletzt mit dem Vorschlag aufhorchen, mittels „Freitesten“ die Quarantänezeit jener Personen zu reduzieren, die unmittelbaren Kontakt mit einer Corona-infizierten Person hatten (K1-Kontaktperson). Die Idee: Mit einem negativen Corona-Tests könnte man die Quarantäne von zehn Tagen auf fünf halbieren. Während Köstinger sich dadurch eine Entlastung der Tourismusbetriebe erhofft, möchte Faßmann damit einen „Totalausfall des Bildungssystems“ verhindern.

Anschober: „Kein Risiko eingehen“
Wenig Verständnis dafür zeigt Gesundheitsminister Anschober. „Ich bin gerade in Zeiten der massiven Zunahme der Infektionszahlen nicht bereit, ein erhöhtes Risiko für die Bevölkerung einzugehen“, teilte Anschober mit. Er verwies dabei auch auf Leitlinien von Gesundheitsorganisationen wie der europäischen ECDC und der WHO.

Österreich habe als erstes Land die Quarantäne von 14 auf zehn Tage verkürzt. „Weitere Erleichterungen überprüfen wir und werden wir umsetzen, sobald sichergestellt ist, dass damit keine Erhöhung des Risikos einhergeht“, so Anschober. Auch die zuständigen Gesundheitsreferenten der Bundesländer können einem etwaigen „Freitesten“ nicht viel abgewinnen.

Länder zeigen sich skeptisch
Der Wiener Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) etwa verweist auf knappe Testkapazitäten und schlägt stattdessen vor, die Quarantäne symptomloser K1-Kontaktpersonen von zehn auf sieben Tage zu verkürzen. Damit würde sich die Debatte um das „Freitesten“ erübrigen, meinte Hacker am Samstag in der „Presse“. Auch die Vorarlberger Landesrätin Martina Rüscher (ÖVP) bezeichnete das „Freitesten“ als „völlig illusorisch“.

Bis zu sieben Tage bis Ausbruch der Krankheit
Da bis zum Ausbruch der Krankheit fünf bis sieben Tage vergehen, würde das aus ihrer Sicht frühestens ab dem achten Tag Sinn machen. „Dann würde man das negative Testergebnis am neunten Tag bekommen. Am zehnten Tag endet die Quarantäne ohnehin“, sagte Rüscher in den „Vorarlberger Nachrichten“.

SPÖ: Quarantäne-Ende nach frühestens sieben Tagen
Die SPÖ forderte am Samstag das Ende der Quarantäne für K1-Kontaktpersonen nach frühestens sieben Tagen. „Das Risiko, dass eine K1-Person zwischen Tag 5 und Tag 7 ansteckend wird, ist zu hoch“, befand Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid. Kritik übten Hammerschmid und SP-Gesundheitssprecher Philip Kucher daran, dass sich die ÖVP-Minister Faßmann und Köstinger in den Zuständigkeitsbereich von Gesundheitsminister Anschober „einmischen“.

Ein konkretes Beispiel, warum das „Freitesten“ zur Reduktion der Quarantänezeit auf fünf Tage wohl recht unsicher ist, liefert die US-Politik. Dort wurde eine Corona-Infektion von Präsident Donalds Trumps Berater Stephen Miller erst sechs Tage nach dem Ausbruch im Weißen Haus festgestellt - trotz Isolation. In den Tagen zuvor zeigten die Tests noch keine Infektion an.

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