14.10.2020 13:19 |

Beklemmend!

MeToo ist nicht vergessen: „The Assistant“

Der entlarvende Blick auf ein System des Machtmissbrauchs, ohne je die radikale subjektive Innenperspektive zu verlassen. Dies gelingt der australischen Regisseurin Kitty Green, die mit „The Assistant“ (Kinostart: 16. Oktober) den Film zur dank Corona in den Hintergrund getretenen MeToo-Debatte in der Filmindustrie liefert. Eine nüchterne, unpolemische Anklage.

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Die alles überragende Hauptfigur ist Jane (Julia Garner), die neue Assistentin eines mächtigen Filmproduzenten - stoisch, fleißig, verschwiegen. Sie ist die Erste im Büro, kocht Kaffee und reinigt die Couch im Büro des Chefs, wenn zuvor Schauspielerinnen auf ein Casting vorbeigeschaut haben. Jane ist gleichsam unsichtbar.

Viele der langen Einstellungen mit Motivik des Büroalltags erinnert an die Erfolgsserien „The Office“ und „Stromberg“ oder Jacques Tatis Persiflage der Moderne, „Playtime“. Jane soll letztlich eine ebenso emotionslose Arbeitsmaschine wie die Drucker im Büro sein. Es ist die Dichotomie aus Unsichtbarkeit und ständiger Präsenz, die eigentlich ein Widerspruch in sich ist und Jane doch in eine Beobachterposition bringt, der nichts entgeht.

Diese Warte verlässt Jane erst, als sich die neue, ebenso junge wie unerfahrene Assistentin Sienna (Kristine Froseth) bei ihr vorstellt - offenbar eine Geliebte des Chefs, die untergebracht werden soll. Die Konkurrenzsituation und die echten Bedenken bringen sie dazu, den Personaler der Firma aufzusuchen. Mit ihrer Warnung, dass hier möglicherweise Nepotismus und Ausbeutung drohe, wird mit Unverständnis quittiert. Die Fassade bröckelt nicht wirklich.

Das sagt „Krone“-Kinoexpertin zum Film: Nein, der Name Harvey Weinstein fällt nicht. Oder wie sie alle heißen ... In fast schon dokumentarischer Präzision spürt dieser Streifen dem beklemmenden Gefühl völligen Ausgeliefertseins nach und deckt dabei die Abgründigkeit geduldeten Machtmissbrauchs auf inklusive sexueller Übergriffe. #MeToo - brillant umgesetzt.

Kinostart von „The Assistant“: 16. Oktober.

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