Christoph Nix

Fulminanter Abschied mit Vorfreude auf viel Neues

Tirol
08.07.2020 13:53

Die Tiroler Volksschauspiele in Telfs erhalten bekanntlich am 1. September einen neuen künstlerischen Leiter. Christoph Nix verabschiedet sich mit einem aus seiner Feder stammenden Drama aus Konstanz. Und er lässt mit seinem Manifest für ein Volkstheater im 21. Jahrhundert seine Emotionen und Ideen für Tirol lebendig werden.

Im Dreiländereck, im historisch bedeutsamen Konstanz, neigt sich eine Theaterära ihrem Ende entgegen. Nach 14 Jahren nimmt Christoph Nix seinen Abschied als Intendant des Theaters der Baden-Württembergischen Stadt am Bodensee. Ein Theater, zu dessen überregionalen Erfolg Nix maßgeblich beitrug und um welches von ihm zeitweise auch mit der kommunalen Politik hart gekämpft wurde.

Paukenschlag zum Abschied
Bevor der 65-jährige eingefleischte Theatermann und Juraprofessor ab 1. September seine neue Aufgabe als künstlerischer Leiter der Tiroler Volksschauspiele in Telfs antreten wird, verabschiedetet er sich mit einem Paukenschlag vom Bodensee. Trotz der in Deutschland sehr strengen Corona-Verordnungen haben Nix und sein Team auch in diesem Jahr die in der Konzil-Stadt Konstanz traditionellen Spiele am Münsterplatz möglich gemacht. Mit der Freilichtaufführung „Hermann der Krumme oder Die Erde ist rund“, über den körperlich schwer behinderten Gelehrten Hermann von Reichenau, der im 11. Jahrhundert bei den Benediktinermönchen auf der wenige Kilometer entfernten Insel Reichenau seine Theorien entwickelte, konnte Nix sich mit diesem aus seiner Feder stammenden Geschichtsdrama zum Abschluss einen Herzenswunsch erfüllen.

„Manifest für ein Volkstheater im 21. Jahrhundert“
Gedanklich und emotional scheint Christoph Nix schon in Österreich bei den Tiroler Volksschauspielen in Telfs angekommen zu sein, wie in seinem von ihm an die „Krone“ übermittelten „Manifest für ein Volkstheater im 21. Jahrhundert“ zu lesen ist und welches hier auszugsweise abgedruckt wird: Davon ausgehend, dass sich aktuell in Wien das Volkstheater in einer schweren Krise befindet, jedoch die Volksschauspiele Tirol sich im Aufbruch befänden, skizziert Nix die historische Entwicklung dieser Theaterform hin zum 19. Jahrhundert. Durch Mitwirkung des Proletariats, der Bauern und des „schaffenden“ Menschen wurde das Volkstheater zu einem subversiven Theatererlebnis. Da damals im Bewusstsein implementiert war, dass Kultur gerade dann wichtig wurde, wenn die Agrikultur schwächelte und der Arbeitsmarkt nicht mehr ernähren konnte. Somit wurde das „Spiel“ zu einem Zentrum der Stärke und der Stärkung.

Sein mehr als klares Statement gegen „Rechts“ formuliert Nix unter anderem folgendermaßen: „Spätestens, seitdem in Deutschland rechte Horden den Ruf der Freiheitsbewegung in der ehemaligen DDR missbrauchten, wird er von Theatermachern zu reflektieren sein“.

Für ihn untrennbar mit den Tiroler Volksschauspielen verbunden ist die Geschichte von der Suche nach Identität, der Wunsch, die „kleinen“ Frauen und Männer ins Zentrum zu setzen, Das Volkstheater wird von ihm gerade durch die Spiel- und Theaterlust der Tiroler als ein „Gegenmittel“ in Zeiten des maßlosen Überkonsums in einem kapitalistischen Umfeld gesehen. Weil es aus dem Bauerntheater entstand: „Der Berg allein kann die Seele nicht stützen, der Suff und das Kartenspiel den Gesang, die Zitter und das Gedicht nicht ersetzen können“.

Hubert Berger, Kronen Zeitung

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