In seiner rund 45-minütigen Rede machte Häupl seiner Fangemeinde klar: Er nimmt das Duell gegen den blauen Herausforderer auf. Während die VP gelegentlich erwähnt wurde - und die Grünen kein einziges Mal - waren Strache und die FP in der ersten Wahlkampfrede des Bürgermeisters omnipräsent. Auch eine konkrete Warnung gab es zu hören: Strache, so zeigte sich Häupl überzeugt, werde, falls er in Wien regieren sollte, die Gemeindebauten verkaufen.
Verkauf von Gemeindebauten droht
Der Wiener SPÖ-Chef erinnerte an die Regierungsbeteiligung der FPÖ im Bund: Dort hätten die Freiheitlichen die Bundeswohnungen verkauft und sich daran bereichert: "Wenn die in Wien tatsächlich das Sagen hätten, dann werden sie dasselbe tun: 220.000 Gemeindewohnungen verkaufen und die Parteikassen füllen." Strache behaupte, die FP sei die Partei der Wahrheit und des Rechts. "Gut. Fangen wir an mit Buwog oder Hypo Alpe Adria. Da lässt sich eine ganze Menge an Wahrheit und Recht herausholen. Da ist noch Potenzial vorhanden", versicherte der Wiener SPÖ-Chef.
Weitere Bilder vom SP-Wahlkampfauftakt siehe Infobox!
"Liebe Freunde, in Zeiten der Krise gibt es besonders viel Ängste, und ich versteh das. Besonders ältere Menschen sorgen sich", so Häupl. Es gebe auch die Angst vor "dem Fremden". Die politische Aufgabe der SP sei es, Ängste zu nehmen. Man müsse mit den Leuten diskutieren und dann handeln. Häupl forderte Rücksichtnahme ein - von allen Bewohnern der Stadt: "Jenen Respekt, den man erwartet, den muss man auch geben."
Fraglich, ob Strache nicht als "Islamist" zu bezeichnen sei
Was die "Truppe von Herrn Strache" tue, sei das Gegenteil. Sie nehme Ängste auf und schüre diese: "Das ist, wie wenn ein Feuerwehrmann kommt und Benzin ins Feuer schüttet." Im übrigen sei fraglich, ob Strache nicht als "Islamist" zu bezeichnen sei. Denn laut Lexikon missbrauche ein solcher die Religion für politische Zwecke. Häupl verwies an dieser Stelle auf Kontakte früherer FPÖ-Politiker in die islamische Welt. Jörg Haider habe wenigsten die Leute nicht beschimpft, die ihm ein Geld gegeben hätten.
Überhaupt habe er, Häupl, manchmal ein "seltsames Gefühl". Er habe mit Haider jahrzehntelang nur gestritten: "Aber wenn ich mir das anhör', was Strache, Kickl und Co. von sich geben, sehne ich mich nach der Intellektualität des Dr. Haider manchmal zurück."
Urbanromantische Mitschunkelhymne zum Abschied
"Nein, diese Stadt ist nicht das Eigentum der SPÖ. Diese Stadt gehört den Wienerinnen und Wienern. Und wenn sie uns mit so viel Vertrauen ausstatten, dann werden sie auch wissen, warum. Und deshalb soll man endlich mit der Wienerinnen- und Wiener-Beschimpfung aufhören", forderte das Stadtoberhaupt.
Häupl ging in seiner Rede auch auf zahlreiche Themen der aktuellen politischen Auseinandersetzung ein - wie Lehrer, Arbeitsmarkt, Steuerpläne oder Mindestsicherung. Nach Hause geschickt wurden die rund 7.000 Teilnehmer der Veranstaltung mit einem eigenen Abschlusslied, vorgetragen von einem bunt gemischten Chor. Begleitet wurde die urbanromantische Mitschunkelhymne "I love Vienna - Vienna loves me" von roten Herzen auf LED-Laufbändern.
"Europa blickt auf die Wiener Wahl"
Empfangen wurden die rund 7.000 Besucher vor dem Start zunächst von lebenden Sportlerstatuen - bevor sie schließlich von Moderatorin Arabella Kiesbauer als "Friends and Family" begrüßt wurden. "Ganz Europa blickt auf die Wiener Wahl", zeigte sich Kiesbauer überzeugt. Erschienen war zumindest der Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoe, um seine Genossen anzufeuern.
"Unsere Aufgabe, gegen Gehässigkeit aufzutreten, Antifaschist zu sein, hat noch lange nicht aufgehört", beschied der Bundeskanzler mit Hinblick auf die FP. Man werde in Wien weiterhin "die Stärken des solidarischen Zusammenlebens" pflegen. Deshalb müsse Häupl der Kapitän bleiben. Dazu passend auch der Wahlslogan: "Wer Häupl als Bürgermeister will, muss ihn auch wählen."
FPÖ staunt über "Schauermärchen"
Die FPÖ hat am Samstag Mutmaßungen, wonach sie im Fall einer Regierungsbeteiligung in Wien die Gemeindewohnungen verkaufen würde, zurückgewiesen. "Halloween ist erst im November", konstatierte FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl. Niemals habe die FP den Verkauf von Gemeindebauten gefordert. Die "absurden Behauptungen" und "Schauermärchen" von Bürgermeister Michael Häupl (SP) würden jedoch tiefen Einblick in die SPÖ-Strategie geben.
"Die SPÖ lügt sich weiter in den Sack"
"Klassenkampf pur und Schutz der eigenen Klientel", ortete VP-Landesgeschäftsführer Norbert Walter in der roten Wahlauftakt-Veranstaltung: "Die SPÖ lügt sich weiter in den Sack, negiert die Probleme in unserer Stadt oder redet sie schön." Noch habe Bürgermeister Häupl nicht das ganze Kapital verspielt, das Wien weltweit so einzigartig mache. "Aber er ist drauf und dran, das zu tun", so Walter.
Grüne orten Vertuschung rund um Skylink-Debakel
"Gesundbeten und Kassieren" lautet nach Ansicht der Klubchefin der Rathaus-Grünen, Maria Vassilakou, das Motto der SP. Es werde erklärt, alles laufe wunderbar, obwohl zum Beispiel in Wien 100.000 Kinder armutsgefährdet seien und 12 Prozent der Schüler ohne Schulabschluss bleiben. Häupl und die SP haben die Stadt laut Vassilakou zu einem "SPÖ-Selbstbedienungsladen" gemacht. Derzeit plane die SP zudem die größte Vertuschung seit Jahren, da es keine umfangreiche Information über das Skylink-Debakel gebe.
"Vom roten Bonzentum angewidert"
"Anstatt die bestehenden Probleme, etwa im Sozialbereich, bei den überhöhten Betriebskosten in der Stadt, bei der Integration usw. anzusprechen und Zukunftskonzepte zu präsentieren, verherrlichen sich Häupl, Faymann und Co. in einer pompösen Art und Weise, die an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten ist", zeigte sich BZÖ-Spitzenkandidat Walter Sonnleitner entrüstet: "Viele Wienerinnen und Wiener sind vom roten Bonzentum daher zurecht angewidert."
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.