„Machtlüsterne“ Juden

Strache soll antisemitische Widmung verfasst haben

Politik
01.06.2020 18:53

Kurz vor dem Start des Ibiza-U-Ausschusses im Parlament gibt es den nächsten Wirbel rund um den gefallenen Vizekanzler und früheren FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. So soll er Anfang der 1990er in einer handschriftlichen Widmung in einem Buch Juden als „Gegner“ und „machtlüstern“ bezeichnet haben, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Strache selbst ließ über seinen Anwalt mitteilen, er könne sich weder an das Buch, bei dem es sich um ein antisemitisches Werk handelt, noch an die Widmung erinnern.

Immer wieder hatte Strache betont, sich „niemals“ antisemitisch geäußert zu haben. Noch im Februar 2019, Monate bevor die Ibiza-Bombe platzte, sagte er öffentlichkeitswirksam dem „islamistischen Antisemitismus“ den Kampf an. Die nun aufgetauchte Widmung zeigt allerdings ein anderes Bild. Laut einem von der „SZ“ beauftragten Sachverständigen für Handschriftenuntersuchungen soll eine judenfeindliche Widmung in einem antisemitischen Buch mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,99 Prozent von Strache stammen.

Bei dem 273-seitigen Werk handelt es sich um die „Jüdischen Bekenntnisse aus allen Zeiten und Ländern“ des antisemitischen Autors Hans Jonak von Freyenwald. Die Erstauflage der Hetzschrift erschien 1941 im nationalsozialistischen Stürmer-Verlag. Bei dem Buch mit der Widmung handelt es sich um einen Nachdruck aus dem Jahr 1992. Strache kann sie also frühestens Anfang der 1990er, damals war er bereits Bezirkspolitiker in der Wiener FPÖ, handschriftlich signiert haben.

Strache erinnert sich nicht
Die Widmung dürfte gemäß ihrem Wortlaut an einen Weggefährten aus rechtsextremen Kreisen gerichtet sein. Strache endet mit dem Gruß seiner Burschenschaft „Heil Jul, Heil Vandalia“. Das Buch wurde der „SZ“ nach dem Tod des Beschenkten über einen Informanten, der anonym bleiben will, zugespielt. Strache selbst ließ über seinen Anwalt mitteilen, er könne sich weder an das Buch noch an die Widmung erinnern. Zudem lehne er „Judenfeindlichkeit aus tiefer Überzeugung“ ab. Den verstorbenen Besitzer des Buches habe er allerdings gekannt.

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