"Söhne UND Töchter"

Gericht erlaubt Änderung im Text der Bundeshymne

Österreich
19.08.2010 16:29
"Heimat bist du großer Söhne UND Töchter", sang Christina Stürmer als Frontfrau einer Bildungsoffensive von Ministerin Claudia Schmied. Die Klage folgte auf dem Fuß, denn die Töchter kommen im Originaltext der Bundeshymne nicht vor. Doch die kleine Änderung bekam jetzt auch den obergerichtlichen Segen und ist nach Meinung der Richter erlaubt.

Groß war Anfang dieses Jahres die Aufregung, als die Rock-Version der Bundeshymne aus dem Fernsehen tönte. Gesungen von Christina Stürmer, sollte für die Bildungsreform die Botschaft vermittelt werden: Unsere Heimat hat viele prominente Vertreter, sowohl männliche als auch weibliche.

Fritz Molden: "Mutter hat alle gemeint"
Der Wiener Thomas Sessler Verlag brachte die Klage ein. Prof. Ulrich Schulenburg: "Wir sehen uns als Hüter der Urheberrechte dazu gezwungen." Unterstützt wurde er von Prof. Fritz Molden, dem Sohn der Textautorin Paula von Preradovic. Der bekannte Verleger hatte selbst von einem Gespräch mit seiner Mutter berichtet: Dass sie nur die Söhne erwähnte und nicht die Töchter, sei keine Abwertung des eigenen Geschlechts. Nein, sie habe damit ausdrücklich alle gemeint, so die Dichterin.

OLG Wien: Kleine Modifikationen zulässig
Doch meinen und sagen ist zweierlei. Und das Oberlandesgericht Wien stellte jetzt auch klar: Prinzipiell sind Textänderungen verboten. Aber wer für den Staat eine Bundeshymne verfasst, muss auch damit rechnen, dass als Reaktion auf gesellschaftliche Rahmenbedingungen kleine Modifikationen vorgenommen werden. Noch dazu, wenn bei einer Informationskampagne die Gleichstellung von Burschen und Mädchen in der Bildung betont werden soll. Damit schloss sich das Gericht der Argumentation von Anwalt Gerald Ganzger an, der die beklagte Werbeagentur vertrat. Sie hat den Fernsehspot kreiert.

Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Möglicherweise wird jetzt auch noch der Oberste Gerichtshof mit dem Fall befasst.

von Peter Grotter, Kronen Zeitung

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