„Blöde Zusammenkunft“

Corona-Kokain-Party: Jetzt spricht Szene-Wirt Ho!

Wien
05.05.2020 17:26

Im Döblinger Nobellokal Dots sprengte die Polizei am Freitag die Geburtstagsparty inklusive Drogen eines Kaufhaus-Erben. „Der Koch war’s.“ Szene-Wirt Martin Ho selbst habe um 20 Uhr schon geschlafen, hieß es. Jetzt spricht der 33-jährige Wiener mit zehn Lokalen und Freunden wie Kanzler Sebastian Kurz selbst.

„Krone“: Gut geschlafen, Herr Ho?
Martin Ho: Hervorragend! Ich komme in der Lockdown-Zeit dazu, mit meiner zweieinhalbjährigen Tochter und Frau zu Bett zu gehen. Ich schlafe besser als in den letzten 15 Jahren.

So wie am Freitag, als Sie ja um 20 Uhr im Bett waren. Das ist doch ungewöhnlich.
Überhaupt nicht! Am Tag habe ich extrem viel Arbeit. Gerade mit dem Newman, das ist unser neues Lokal, das am 15. Mai aufsperrt und sich dem Wiener Schnitzel widmet. An dem Freitag war ich um 18 Uhr zu Hause, wir haben zu Abend gegessen bis 19.30 Uhr. Ich habe noch „Haus des Geldes“ auf Netflix geschaut, und gegen halb neun bin ich eingeschlafen. Der Einsatz war auch nicht um 20 Uhr, sondern um kurz nach neun, und da war ich im Tiefschlaf. Am nächsten Morgen hatte ich Anrufe meines Anwalts und PR-Beraters. Bei der Kombination wusste ich, dass etwas passiert ist.

Was genau war passiert?
Eine dumme, blöde Zusammenkunft! Die Küche hat ja offen, da wir im 19. Bezirk ein Zustellservice haben. Dafür sind Mitarbeiter vor Ort. Und einer hat dem Initiator dieser Zusammenkunft das Kaminzimmer für eine private Feier zur Verfügung gestellt. Sie haben sich nichts dabei gedacht. Die Durchsuchung ging auch nicht gegen meine Firma oder meine Person, sondern gegen einen Gast. Wir sind da als Jungfrau zum Kind gekommen! Und mir tut es leid, wie meine Freunde jetzt reingezogen werden, die mit der Sache nichts zu tun haben. Da gibt es absurde Verschwörungstheorien!

Gibt es Konsequenzen?
Selbstverständlich. Aber wir lassen jetzt keine Mitarbeiter für einen Individualfehler fallen.

Sie achten sehr auf Ihr Image und jetzt steht der Name Martin Ho in Zusammenhang mit Drogenpartys.
Diese Geschichte hat mit der Zoom-Plattform letztes Jahr angefangen. Wir betreiben Bars und Nachtklubs. Dass Drogen in allen Klubs dieser Welt ein Thema sind, das ist einfach so. Wir distanzieren uns zur Gänze davon! Wir können aber nicht beeinflussen, was der einzelne Gast macht. Unser Geschäft ist gutes Essen, gute Getränke, Musik, Kunst, Lokale mit Mehrwert. Nur werden bei mir immer irgendwelche Beziehungen thematisiert wegen einer Freundschaft. Die FPÖ hat sogar Aussendungen mit absurden Verschwörungstheorien gemacht. Man kann dem in Wahrheit keine Aufmerksamkeit schenken, weil es Blödsinn ist. Wir haben nichts geschenkt bekommen. Die ÖVP macht ja nicht nur bei mir Feste, die macht überall Feste. Und wir haben auch schon für SPÖ-nahe Feste das Catering gemacht.

Haben Sie am Wochenende über die vielen Witze um Ihren Schlafrhythmus lachen können?
Ja, ich kann über mich selbst lachen. Ich war aber erstaunt, welche Eigendynamik die Sache genommen hatte. Jene, die mich davor noch nicht kannten, kennen mich jetzt.

Armin Wolf zum Beispiel, der getwittert hat, dass er nie in einem Ihrer Lokale war. Was löst so ein Posting bei Ihnen aus?
Gar nichts!

Wofür kommen denn Ihre Gäste zu Ihnen?
Ich denke, es ist der Mix des Publikums, lässige Leute, zeitgemäße Gastronomie. Wir haben so vielfältige Lokale, einen Techno-Club, einen Hip-Hop-Club, einen Member-Club. Bald kommt das neue Bistro rund ums Wiener Schnitzel. Ich bin ja gebürtiger Vietnamese, aber Wiener, und da bin ich extrem stolz darauf.

Klingt, als gäbe es bei Ihnen keine Krise.
Verstehen Sie mich nicht falsch, wir spüren die Krise genauso wie alle anderen. Ich möchte auf alle Fälle alle Mitarbeiter behalten. Wir haben jetzt sehr schnell umgeschaltet auf Online-Prozesse und auf Kunsthandel. Unsere Betriebe funktionieren wie ein Schweizer Uhrwerk. Und ich hoffe, dass ab 15. Mai in der Gastronomie alles gut geht und sich alle an die Vorgaben halten.

Was nehmen Sie aus der Krise mit?
Ich werde mein Zeitmanagement so anpassen, dass ich auch in Zukunft mehr für meine Frau und meine Tochter da sein werde. Ich werde im Oktober auch zum zweiten Mal Papa.

Drei kurze Fragen zum Schluss … Wann haben Sie sich zuletzt mit dem Bundeskanzler gehört?
Vor zwei Wochen.

Wozu gibt es ein „Bukkake-Zimmer“ in Ihrem Hotel?
Ich habe in dem Zimmer eine kleine Sammlung des japanischen Fotografen Nobuyoshi Araki. Er ist einer der bedeutendsten Künstler Japans. Und er macht Bondage-Bilder von Frauen. Das Bukkake-Zimmer soll eine Anspielung darauf sein. Wissen Sie, man muss die Dinge mit Ironie und Humor betrachten. Und bei allen Gästen ist die Ironie auch rübergekommen.

Von Ihren Hotelzimmern zu Hinterzimmern? Wo sind denn die?
Es gibt keine Hinterzimmer!

Maida Dedagic, Kronen Zeitung

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