„Eisberg doch größer“

Corona-Studie: 0,3 Prozent der Bevölkerung positiv

Politik
10.04.2020 09:23

Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hat am Freitag das Ergebnis einer ersten Corona-Prävalenzstudie mit 1544 Beteiligten präsentiert. Per 6. April waren 0,33 Prozent der Stichproben positiv auf das Coronavirus getestet worden. Dies würde umgerechnet auf die Gesamtbevölkerung etwa 28.500 Menschen ausmachen, so Faßmann: „Der Eisberg ist größer als gedacht.“ Die Dunkelziffer der Infizierten liegt damit höher, als bisher ausgewiesen wird. Nicht getestet wurde, wer bereits gegen das Virus immun ist, betonte Günther Ogris vom SORA-Institut, das mit der Erhebung beauftragt war.

Bislang wurde nur getestet, wer Symptome einer Corona-Erkrankung aufwies, mit einem Infizierten in Kontakt war oder aus einem Risikogebiet kam. „Uns als Bundesregierung war klar, dass die Datenbasis verbessert werden muss“, so Faßmann. Deshalb habe man die Schritte zur Durchführung einer Prävalenzstudie in Auftrag gegeben, „als erstes Land in Kontinentaleuropa“. Der Wissenschaftsminister betonte, man sei hier Vorreiter, andere europäische Länder würden nun ebenfalls Studien nach dem österreichischen Modell durchführen.

Die Studie erlaube es, die sogenannte Prävalenz akuter Infektionen mit dem Coronavirus unter in Österreich lebenden, nicht im Spital befindlichen Menschen für den Zeitraum Anfang April 2020 abzuschätzen, erklärten die beiden Geschäftsführer des Sozialforschungsinstituts SORA, Günther Ogris und Christoph Hofinger. Unter den 1544 Personen, die für die Stichprobe getestet wurden, waren 0,33 Prozent positiv. Umgelegt auf die Bevölkerung seien das rund 28.500 Personen.

Hohe Schwankungsbreite in absoluten Zahlen
Berücksichtigt man die Schwankungsbreite, waren in der Periode 1. bis 6. April mit einer 95-prozentigen Wahrscheinlichkeit zwischen 0,12 und 0,76 der Österreicher mit SARS-Cov-2 infiziert bzw. in absoluten Zahlen zwischen 10.200 und 67.400. Der obere Bereich des Intervalls liegt damit deutlich über den bisher bekannten Infizierten-Zahlen, die großteils durch Test bei Verdachtsfällen ermittelt wurden. So gab es den offiziellen Zahlen zufolge zwischen 1. und 6. April zwischen 10.500 und 12.200 Infizierte.

Durchgeführt wurde die Studie im Auftrag des Wissenschaftsministeriums vom Sozialforschungsinstitut SORA, das die Auswahl der Stichprobe sowie die Auswertung vornimmt, in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz, der Medizinischen Universität Wien und weiteren Institutionen. Die Auswahl der Teilnehmer für die Stichprobenuntersuchung erfolgte rein zufällig aus öffentlichen Telefonverzeichnissen. Zusätzlich wurden vom Computer zufällig generierte Nummern angerufen und in die Stichprobe einbezogen. Die einzige Vorgabe war, dass die Zahl der Studienteilnehmer pro Bundesland genau dem Verhältnis der jeweiligen Landesbevölkerung zur Gesamtbevölkerung entspricht.

Lockerung der Maßnahmen bleibt
An der Lockerung der Maßnahmen nach Ostern werde man festhalten, betonte Faßmann: „Das hat man innerhalb der Regierungsspitze so entschieden. Aber wir werden das weiter beobachten.“ Ogris fügte hinzu: „Ob eine zweite Corona-Welle kommt, hängt auch von der internationalen Situation ab.“ Der Minister warnte zudem von einem „Re-Import der Fälle“.

Weitere Erhebungen und Testungen werden ab sofort von der Statistik Austria in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz durchgeführt. Dabei wird auf Basis des Melderegisters ausgewählt, die Testpersonen erhalten dann ab nächster Woche ein Ankündigungsschreiben und müssen einen Online-Fragebogen ausfüllen. Die Probenentnahme erfolgt dann zwischen 21. und 25. April entweder zu Hause oder bei einer Drive-in-Teststation des Roten Kreuzes. Die Ergebnisse dieser weiteren Erhebung sollen dann Ende April vorliegen.

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