„War eine kurze Nacht“

Nach Wahlschlappe der SPÖ: Schickhofer tritt ab

Steiermark
25.11.2019 11:46

Die Steiermark-Wahl hat eine herbe Niederlage für die steirische SPÖ gebracht. Am Wahlabend hatte Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer erklärt, weitermachen zu wollen. Doch im Hintergrund rumorte es. Kurzfristig lud Schickhofer am Montagvormittag „zu einer Erklärung in die Grazer Burg“. Dort gab er dann seinen Rücktritt bekannt, er wird alle Funktionen auf Landes- und Bundesebene zurücklegen. Es sei „eine kurze Nacht“ gewesen, so Schickhofer, der meinte, er hätte gerne noch weitergearbeitet: „Ich habe keine Luftsprünge gemacht“ - im Gegensatz zu seiner Tochter, für die der Papa jetzt mehr Zeit hat.

Er wollte Nummer eins werden, formulierte das Ziel Landeshauptmann - der Wahltag brachte dann eine bittere Niederlage für Schickhofer: Laut Hochrechnung kommt die SPÖ nur noch auf 22,9 Prozent, ein Minus von 6,4 Prozentpunkten. Die Sozialdemokraten sind nicht mehr Nummer eins und liegen mit großem Abstand hinter der triumphierenden ÖVP von Hermann Schützenhöfer.

Messer wurden gewetzt
Entsprechend schlecht war die Stimmung in der Parteizentrale in Graz-Eggenberg. Als Michael Schickhofer um 17 Uhr das Medienzentrum betrat, klopften ihm einige rote Genossen aufmunternd auf die Schulter, während andere dem Landeshauptmann-Stellvertreter - vorerst noch halblaut - die alleinige Schuld am Absturz gaben. Immerhin war die SPÖ als Erste ins Rennen gegangen. Hinter vorgehaltener Hand wurden Messer gewetzt, vor allem von Gewerkschaftsseite.

„Bin mehr Manager als klassischer Politiker“
Noch am Montag sich der Parteivorstand, eine Demontage drohte. Schickhofer kam dem zuvor. „Als Spitzenkandidat übernehme ich Verantwortung für das Ergebnis. Ich habe die Arbeit für die Steiermark geliebt. Ich nehme zur Kenntnis, dass ich mehr Unternehmer und Manager als klassischer Politiker bin“, so der knapp 40-Jährige in seiner Erklärung.

„Die Nacht war kurz, ich habe viel nachgedacht. Ich hatte ein intensives Gespräch mit meiner Familie“, erzählte Schickhofer. Seine Tochter habe Luftsprünge gemacht, weil der Papa künftig mehr Zeit für die Familie, für sie und ihre Geschwister, hat.

Ein Dankeschön auch an den Regierungspartner
Schickhofer bedankte sich besonders bei den Einsatzkräften, die ihm als Katastrophenschutzreferent ein Herzensanliegen waren, aber auch bei seinen politischen Weggefährten, explizit auch bei den Regierungskollegen der ÖVP. „Mit Hermann Schützenhöfer habe ich das eine oder andere Achterl in seinem Büro getrunken.“ 

Schützenhöfer wünscht „glückliche Stunden mit der Familie“
Der Landeshauptmann dankte seinem nun ehemaligen Koalitionspartner: „Wir haben gemeinsam einige Reformen für die Steiermark umgesetzt. Er hat sich in vielen Bereichen engagiert und auch wenn wir in einer Frage, nämlich jener des Wahltermins, nicht einig waren, haben wir gemeinsam viel weitergebracht.“ Er wünsche ihm „ganz persönlich viel Erfolg für die Zukunft sowie viele glückliche Stunden mit seiner Familie, seiner Frau und seinen Kindern, der Minna, dem Vincent und dem Gregor.“

Bis zur Angelobung der Landesregierung im Amt
Schickhofer bleibt bis zur Angelobung der neuen Landesregierung, vermutlich kurz vor Weihnachten, im Amt. Er schlägt vor, dass Jörg Leichtfried interimistisch den Parteivorsitz in der Steiermark übernimmt. Die Regierungsverhandlungen soll Landesrat Anton Lang führen.

Abschließend meinte Schickhofer, was seine Zukunft angehe, brauche sich keiner Sorgen um ihn zu machen: „Ich bin ein harter Arbeiter.“ In den nächsten Tagen werde er entscheiden, was er machen wolle, „vielleicht bleibe ich aber auch erst einmal zu Hause“.

Pamela Rendi-Wagner dankte Schickhofer
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner wünschte dem scheidenden steirischen Landesvorsitzenden Michael Schickhofer für seinen neuen Lebensabschnitt „alles Gute“. Mit konsequenter und guter Arbeit sei es ihm gelungen, viele wichtige sozialdemokratische Meilensteine zum Wohl der steirischen Bevölkerung umzusetzen, erklärte sie in einer Aussendung. 

Das Verhältnis zwischen Rendi-Wagner und Schickhofer galt nicht als friktionsfrei. Zuletzt hatte sich der steirische Vorsitzende sogar aus den Bundesgremien zurückgezogen. 

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