Liederbuch-Affäre

Landeschef erhöht Druck: „FP weiß, was zu tun ist“

Steiermark
31.10.2019 17:10

Bundesweit herrschte am Tag nach der Veröffentlichung der Textzeilen des Liederbuches einer Burschenschaft politische Empörung, auch der Druck auf FPÖ-Chef Norbert Hofer steigt. Besonders in der Steiermark gehen wegen der von der „Krone“ aufgedeckten Affäre die Wogen hoch. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) forderte den steirischen FPÖ-Chef Mario Kunasek am Donnerstag vor versammelter Presse auf, in dieser Causa zu handeln. „Es besteht Handlungsbedarf“, stellte Schützenhöfer klar. Er selbst sei „fassungslos“, wenn er „solche Liedtexte“ sehe oder höre.

Die FPÖ ist kurz vor der Landtagswahl durch ein Liederbuch mit antisemitischen und neonazistischen Texten schwer in Bedrängnis geraten. Die Freiheitlichen stellten sich in ersten Reaktionen demonstrativ hinter ihren Abgeordneten Wolfgang Zanger, der Mitglied der betroffenen Verbindung Pennales Corps Austria zu Knittelfeld ist.

Die steirische FPÖ befinde sich nun in einer schwierigen Situation, denn sie wisse, dass das schadet, aber „sie wissen, was zu tun ist, und sie werden es auch tun“, meinte Schützenhöfer am Donnerstag mit Überzeugung. Trotzdem habe er mit Mario Kunasek weiterhin eine gute Gesprächsbasis, betonte der Landeshauptmann.

Koalition mit FPÖ nicht ausgeschlossen
Als möglichen Koalitionspartner nach der Landtagswahl am 24. November schloss er die Blauen auch nicht dezidiert aus: „Es wäre hochmütig zu sagen, der oder der kommt nicht infrage. Wir werden sehen.“ Dennoch betonte er, dass die Affäre um das Liederbuch eine „Zusammenarbeit mit der FPÖ schwieriger macht“. Er wisse allerdings auch nicht, wer nach der Wahl die handelnden Personen bei den Blauen sein würden.

Kurz: „Extrem widerlich, zutiefst antisemitisch"
In der durch einen „Krone“-Bericht ans Tageslicht gekommenen Affäre gehen nicht nur bei den Freiheitlichen, sondern auch bei deren politischen Mitbewerbern die Wogen hoch. Noch am Mittwochabend gab es eine Reihe von Reaktionen aus der steirischen Landespolitik, am Donnerstagvormittag meldete sich auf Bundesebene auch Altkanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz kritisch zu Wort und bezeichnete die Texte als „extrem widerlich“ und „zutiefst antisemitisch“.

„Hitler“-Passage in weiteren Büchern, aber gekennzeichnet
Der Fall zieht noch weitere Kreise: Nachdem das Buch der Verbindung Pennales Corps Austria zu Knittelfeld, deren Mitglied der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Wolfgang Zanger ist, aufgetaucht war, wurde eines der Lieder inzwischen auch in zwei weiteren Büchern des Mittelschüler-Kartell-Verbands (MKV) gefunden. Schützenhöfer selbst ist Ehrenmitglied in zwei Verbindungen, die zum MKV gehören, woraufhin einige Vertreter der FPÖ schnell „Heuchelei“ orteten.

Christian Krainer, Vorsitzender des übergeordneten Altherrenlandesbundes Steiermark (ÖCV), erklärte dazu: „Es gibt drei Auflagen, eine von 1951, eine von 1983/1984 und eine von 2015. In Letzterer ist das Lied gar nicht mehr enthalten, in jener von 1983 schon, aber mit einem Verweis auf den historischen Bezug.“ Tatsächlich steht unter den Strophen in den dem MKV zugeordneten Büchern: „Dieser parodistische Text zur älteren Melodie bespöttelt übertriebene Deutschtümelei, insbesondere Nazismus und Rassenlehre.“ Die Fassung sei übrigens „dem Jugendliederbuch des Franziskanerordens ,Der Bettelmusikant‘ entnommen“.

Krainer zufolge dürften noch Ausgaben der Auflage 1983 im Umlauf sein, aber in den 35 Jahren, die er im ÖCV sei, habe er dieses Lied kein einziges Mal in einer Bude von jemandem singen gehört, versicherte er. „Wir distanzieren uns seit Jahren schon von der seinerzeitigen Version. Wir sind eine christliche und katholische Verbindung. Der ÖCV wurde selbst von den Nazis verfolgt und bildete Widerstand“, betonte Krainer.

Verbindung distanziert sich
Auch die Verbindung Pennales Corps Austria zu Knittelfeld meldete sich am Donnerstag mit einem Statement gegenüber der „Krone“ zu Wort: Man lehne jegliche Form des Rassismus, Antisemitismus oder Rechtsextremismus ab, heißt es dort. Man distanzierte sich auch vom Inhalt des Buches, über den man erst aus den Medien erfahren habe.

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