Studie warnt:

Dschihadistinnen sind Bedrohung und keine „Bräute“

Ausland
11.09.2019 22:22

Ein Forschungsbericht der slowakischen Nichtregierungsgruppe Globsec kommt zu dem Schluss, dass Dschihadistinnen nicht nur als „Bräute“ islamistischer Kämpfer angesehen werden sollten. Vielmehr gehe von ihnen eine erhebliche Bedrohung aus, da sie in der Lage sind, bei Attentaten, auch in Europa, eine Rolle zu spielen - auch wenn sie unter den kämpfenden Dschihadisten in Syrien und im Irak eine Minderheit bilden.

Grundlage der Studie waren Daten von 326 europäischen Dschihad-Kämpfern, die seit 2015 festgenommen, abgeschoben oder getötet wurden. In dem am Mittwoch in Brüssel veröffentlichten Bericht heißt es, Dschihadistinnen in Europa oder Rückkehrerinnen aus Gebieten des IS sollten als Gefährderinnen betrachtet werden, die in der Lage sind, bei zukünftigen Angriffen eine aktive Rolle zu spielen.

Frauen von IS-Kämpfern (im Hintergrund) bewacht von einem Sicherheitsmann im Lager al-Hol in Syrien (Bild: AFP)
Frauen von IS-Kämpfern (im Hintergrund) bewacht von einem Sicherheitsmann im Lager al-Hol in Syrien

„Planerinnen, Rekruteurinnen, Propagandistinnen“
Unter den 43 weiblichen Verdächtigen in der Studie gebe es Fälle von „Anschlagsplanerinnen, aktiven weiblichen Rekruteurinnen von Dschihadisten, Propagandistinnen“ und solche, die Kämpfer beherbergt hätten. Frauen im Alter von mehr als 40 Jahren könnten nicht bloß als „Bräute“ von Terroristen gesehen werden, da sie zunehmend anspruchsvolle und wichtige Rollen in terroristischen Netzwerken spielten.

Maßnahmen zur Entradikalisierung selten erfolgreich
Ein weiteres Ergebnis des Berichts ist, dass Maßnahmen zur Entradikalisierung von Kämpfern, ob männlich oder weiblich, selten erfolgreich sind. Niederländische Behördenmitarbeiter hätten beispielsweise nach jahrelanger Arbeit nur zwei Fälle von Häftlingen nennen können, die deradikalisiert wurden, sagte der niederländische Sicherheitsforscher Bart Schuurman. „Es ist in den meisten Fällen fast unmöglich.“ Stattdessen konzentrierten sich Gefängnisbehörden zunehmend darauf, Dschihadisten von anderen Häftlingen zu isolieren, um deren Radikalisierung zu verhindern.

(Bild: AFP)

IS-Frauen aus Europa sorgten für Schlagzeilen
Frauen, die in das „Kalifat“ des IS gereist waren und nun nach Europa zurückkehren (wollen), bzw. auch ihre Kinder stellen die europäischen Behörden immer wieder vor Herausforderungen. Die Wienerin Sabina S. war 2014 nach Syrien gereist, sie kehrte nicht mehr zurück und gilt als verschollen. Ihre beiden Kinder, mittlerweile mittels DNA-Test identifiziert, sollen nun aus dem Lager al-Hol nach Österreich zu den Großeltern gebracht werden. Bei der Salzburgerin Maria G., die sich ebenfalls im Auffanglager aufhält und Mutter eines einjährigen Sohnes und einer vierjährigen Tochter ist, laufen die Vorbereitungen für einen DNA-Test.

Das syrische Auffanglager al-Hol besteht aus Zeltstädten. Die beiden Kinder von Sabina S. sollen nun nach Wien. (Bild: Interpol, AFP, krone.at-Grafik)
Das syrische Auffanglager al-Hol besteht aus Zeltstädten. Die beiden Kinder von Sabina S. sollen nun nach Wien.
Denis Cuspert und Omaima A. in Syrien (Bild: Youtube.com/Al Aan TV)
Denis Cuspert und Omaima A. in Syrien

Für Schlagzeilen sorgte der Fall von Omaima A., die Witwe von IS-Terrorist und Ex-Rapper Denis Cuspert alias „Deso Dogg“ lebte drei Jahre lang unbehelligt in Norddeutschland. Das deutsche IS-Mädchen Linda W. (17), dem im Irak die Todesstrafe droht, hatte vor ihrer Festnahme mit weiteren Attentaten gedroht. Die 17-Jährige war im Juli 2017 in der nordirakischen Großstadt Mossul verhaftet worden. Die britische Regierung hatte der IS-Anhängerin Shamima Begum, die sich in einem syrischen Flüchtlingslager aufhielt, gar die Staatsbürgerschaft entzogen.

Porträt von krone.at
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