„Hat Gott beleidigt“

Marokko: „Allah ist lesbisch“ – Feministin in Haft

Ausland
11.08.2025 09:00

Ibtissam Lachgar setzt sich seit vielen Jahren für die Rechte von Frauen in Marokko ein. Der Islam ist für sie „faschistisch und frauenfeindlich“. Mit ihrer neuen Aktion sorgte sie in ihrer konservativen Heimat für Aufregung – sie trug ein Shirt mit der Aufschrift „Allah ist lesbisch“.

Eine feministische Aktivistin ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Marokko wegen des Vorwurfs der Blasphemie festgenommen worden. Die Feministin Ibtissam Lachgar habe in Onlinediensten „beleidigende Äußerungen gegen Gott“ verbreitet, erklärte am Sonntag die Staatsanwaltschaft am Gericht der marokkanischen Hauptstadt Rabat. Lachgar habe „die islamische Religion beleidigt“, darum sei eine Untersuchung „gemäß dem Gesetz“ eingeleitet und ihre Festnahme angeordnet worden.

Marokkanerin im Kampf für Menschenrechte
Ibtissam Betty Lachgar wurde in der marokkanischen Hauptstadt Rabat geboren. Seit vielen Jahren setzt sie sich für Frauen- und LGBTQ-Rechte ein. Gemeinsam mit einer Mitstreiterin gründete sie außerdem die MALI-Bewegung im Kampf für mehr Grundrechte in Marokko. Lachgar ist eine der wenigen Frauen in Marokko, die sich offen zum Atheismus bekennen.

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In den letzten drei Tagen hat mir dieser Satz Tausende sexistische Beleidigungen, Vergewaltigungs- und Morddrohungen, Aufrufe zu Mord, Steinigung usw. eingebracht.

Ibtissam Lachgar zu den Reaktionen auf ihre Aktion

Hasserfüllte Nachrichten waren Reaktion
Die als Verfechterin von LGBTQ-Rechten bekannte Aktivistin hatte Ende Juli ein Foto in Onlinediensten veröffentlicht, auf dem sie ein T-Shirt mit der Aufschrift „Allah ist lesbisch“ trug. Der Islam sei „wie jede religiöse Ideologie“ faschistisch und frauenfeindlich, schrieb Lachgar dazu. Der Beitrag löste heftige Reaktionen in Onlinediensten aus. 

„Frauenfeindliche Gewalt mit religiösem Hintergrund“
Auf Facebook berichtete Lachgar, dass sie seit Tagen „Tausende Vergewaltigungsaufrufe, Morddrohungen und Aufrufe zur Steinigung“ erhalte – nur, weil sie ein T-Shirt mit einem „bekannten (verfälschten) feministischen Slogan“ getragen habe. 99 Prozent der Hass-Nachrichten kämen von Männern, schreibt die Feministin. „Sie sind stolz auf ihre frauenfeindliche Gewalt, die auf einem religiösen Hintergrund beruht.“ Einige Internetnutzer forderten demnach zudem ihre Verhaftung.

Eine Untersuchungshaft in Marokko beträgt bis zu 48 Stunden. Im Anschluss wird die Staatsanwaltschaft über die weitere Strafverfolgung von Lachgar entscheiden.

Aktivistische Tat könnte schwere Folgen haben
Auf den Vorwurf der Religionsbeleidigung kann laut dem marokkanischen Strafgesetzbuch eine Haftstrafe von sechs Monaten bis zu zwei Jahren verhängt werden. Zudem droht eine Geldstrafe von 20.000 bis 200.000 Dirham (rund 2000 bis 20.000 Euro). Erfolgt die „Beleidigung“ im öffentlichen Raum, wozu laut Strafgesetzbuch auch elektronische Verbreitungswege zählen, drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Die englische Abkürzung LGBTQ steht für Lesben, Schwule, bisexuelle, transgeschlechtliche und queere Menschen.

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