Einst war Gerhard Berger als Formel-1-Experte Starkolumnist der „Krone“ - nun gedenkt er im Gastkommentar seines langjährigen Freundes und Weggefährten Niki Lauda.
Der Tod von Niki macht mich sehr traurig. Ich habe einen Freund und Österreich seinen größten und weltweit bekanntesten Sportler verloren. Wenn der Begriff „Legende“ auf jemanden zutrifft, dann auf ihn. Seine Erfolge als Rennfahrer und Geschäftsmann in Verbindung mit seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit machen ihn zu einer wahren. Meine Gedanken sind bei seiner Familie, seiner Frau Birgit, seinen Kindern Mia, Max, Lukas, Mathias und Christoph. Sie alle kümmerten sich in den letzten Monaten liebevoll und aufopfernd um ihn.
Ich hatte ein sehr persönliches Verhältnis zu Niki. Ob als Fahrerkollege, Geschäftspartner oder Freund - er war ein Wegbegleiter, auf den ich mich immer verlassen konnte. Ihn zeichneten Genauigkeit, Pünktlichkeit, Ordnung und ein scharfer Verstand aus. Diese Merkmale in Verbindung mit seiner schonungslos offenen und geradlinigen Art machten ihn für mich zu einer besonderen Person.
Letztendlich glaube ich, dass es für Niki eine Erlösung war, weil er sein Leben immer mit 120 Prozent Einsatz gelebt hat. Das war aufgrund seiner Krankheit zuletzt nicht mehr möglich. Ich kenne wenige Menschen, die ein so erfülltes Leben hatten wie er - mit großen Erfolgen im Sport und im Geschäftsleben. Aber auch privat fand er noch einmal das Glück.
Alles verbunden mit Tiefschlägen in allen Lebensbereichen. Er hat sie, ohne zu jammern oder sich zu beschweren, in seiner für ihn typischen pragmatischen, lösungsorientierten Art gemeistert. Deshalb wird er der Welt als der Österreicher mit großem Können, Charisma, Ehrlichkeit und Zielstrebigkeit in Erinnerung bleiben.
Niki Lauda darf aber keinesfalls auf seine drei Formel-1-Titel und das unglaubliche Comeback nach einem schweren Unfall 1976 reduziert werden. Dieser Mann hatte viel mehr Facetten. Er war ein extrem guter Pilot von Flugzeugen, er baute gegen politische Widerstände eine Airline auf, arbeitete den Absturz damals mit unglaublicher Genauigkeit und Ehrlichkeit auf, und er brachte gemeinsam mit Toto Wolff das Mercedes-Team in die Erfolgsspur.
Ich verneige mich tief vor dieser unglaublichen Lebensleistung.
Und die Vorstellung, sein rotes Kapperl nicht mehr durchs Fahrerlager gehen zu sehen, verändert für mich einfach alles.
Gerhard Berger
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