Filiale in Feldbach

32. Carla: Gebraucht ist für Steirer das neue Neu

Steiermark
27.03.2019 07:00
In Feldbach hat der 32. steirische Carla (Caritas Laden) aufgesperrt. Ein Lückenschluss, durch den nunmehr alle (Ex-)Bezirksstädte eine eigene Filiale haben. Hunderttausende Steirer gehen dort jedes Jahr auf Second-Hand-Schatzsuche. Und, noch wichtiger: Hunderte Steirer haben dort die Chance, das Arbeiten (wieder) zu lernen.

150 Kunden am ersten Tag: alle Achtung! Zwar war die offizielle Eröffnung erst gestern – aber bereits am Montag wurde der neue Carla am Turmplatz 6 gestürmt. Es ist der 32. in der Steiermark. Acht gibt es in Graz, 24 sind gleichmäßig im Land verteilt.

„Gegengewicht zur Wegwerfgesellschaft“
Vom Spielzeug über Möbel bis zu Geschirr und Gewand reicht das Angebot auch in der Feldbacher Filiale, deren Einrichtung einen feinen Retro-Chic versprüht. Bürgermeister Josef Ober fühlte sich gleich wohl: „Ich komme aus einer Generation, in der man das Gewand noch in der Familie nachgetragen hat. Ich mag Second Hand!“ Pfarrer Friedrich Weingartmann lobte das Prinzip Carla als „wichtiges Gegengewicht zur Wegwerfgesellschaft“.

240.000 Spenden, 480.000 Kunden
Und dieses Gegengewicht wächst: Zehn Prozent Plus verzeichnen die Läden steiermarkweit jedes Jahr, freut sich Peter Wagner, Caritas-Bereichsleiter für Beschäftigung und Sachspenden. Das liege zum Teil sicher an explodierenden Lebenskosten, etwa bei Mieten. Aber auch die neue Netflix-Serie „Aufräumen mit Marie Kondo“ habe 2019 einen Entrümpelungs-Trend ausgelöst.

Die Zahl der zuletzt 240.000 Sachspender dürfte also weiter steigen. So wie jene der 480.000 Einkäufe. Doch Gebrauchtwaren und die damit verbundene Nachhaltigkeit sind nur ein Aspekt der Erfolgs-Kette – und gar nicht der wichtigste.

Jobs für Steirer am Rand
In den Geschäften und Sammelstellen arbeiten Menschen, die lange arbeitslos gewesen sind: Jugendliche aus schwierigem Umfeld; Frauen nach der Karenz oder nach Jahren der Angehörigen-Pflege; Menschen, die durch Unfall oder Krankheit aus ihrem Beruf gerissen wurden. Sie alle haben dort Zeit, sich an das Tempo und den Druck im Berufsalltag zu gewöhnen.

Vermittelt werden die – meist einheimischen – Personen vom AMS, das mit der Caritas kooperiert. 200 sind es aktuell steiermarkweit. Dank des regen Kommens und Gehens profitieren 700 Steirer jährlich; jeder Dritte schafft es von hier aus in eine reguläre Arbeit.

„Beschleunigungsstreifen für die Autobahn Arbeitsmarkt“
„Wir sind der Beschleunigungsstreifen für die Autobahn des Arbeitsmarkts“, erläutert Peter Wagner die Idee dahinter. Bezahlt wird korrekt nach Kollektivvertrag: Rund 1400 Euro bei Vollzeit-Arbeit.

40 Prozent des Budgets von 4 Millionen Euro tragen das AMS und das Sozialressort des Landes. Es ist eine lohnende Investition – nicht nur deshalb, weil ein Teil davon über die Lohnabgaben wieder zurück an den Staat fließt, sondern auch, weil nach erfolgreicher Vermittlung langfristig Sozialausgaben wegfallen.

Spenden fällt bei Sachen besonders leicht
60 Prozent des Budgets erwirtschaften die Läden selber mit dem Verkauf der Ware – vor allem dank der großzügigen Sachspenden, die niemandem wehtun. Wagner: „Das Wunderbare ist ja, dass die Leute uns nur Sachen bringen, die sie ohnehin los werden wollen.“

Die Liste aller 32 steirischen Caritas-Läden gibt es hier.

Porträt von Matthias Wagner
Matthias Wagner
Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Steiermark
Kostenlose Spiele
Vorteilswelt