Für rechte Parolen

Massenmörder feuerte Anwalt, vertritt sich selbst

Ausland
18.03.2019 06:24

Wohl um seine rechtsextremen Ansichten, die der Massenmörder von Christchurch unter anderem in einem 74-seitigen Manifest niedergeschrieben hat, auch verbal in der Welt zu verbreiten, hat der 28-jährige Brenton Tarrant seinem bisherigen Pflichtverteidiger zufolge beschlossen, sich in seinem Prozess wegen vielfachen Mordes selbst zu verteidigen. Er jedenfalls sei nicht länger mit dem Fall befasst - die eigenwillige Vorgehensweise des Australiers, der „bei klarem Verstand und psychisch stabil“ sei, sei jetzt Sache des Richters.

Peters sagte der Zeitung „New Zealand Herald“, dass Tarrant ihn von seinem Mandat als Anwalt entbunden habe und er nicht länger für ihn tätig sei. Der Australier selbst habe ihm angekündigt, dass er sich selbst verteidigen werde. Peters äußerte die Vermutung, dass der Rechtsextremist seinen Prozess als Plattform nutzen könnte, um „seine ziemlich extremen Ansichten“ vor den Augen der Weltöffentlichkeit zur Schau zu stellen. „Die Aufgabe des Richters wird sein, damit umzugehen“, so Peters.

„Tarrant bei klarem Verstand und psychisch stabil“
Tarrant habe auf ihn den Eindruck gemacht, bei klarem Verstand und psychisch stabil zu sein, sagte Peters. Außerdem habe er weder Reue noch Mitleid wegen des Mordes an 50 Menschen, darunter auch Kindern, erkennen lassen. Nachdem er Tarrant am Samstag vor Gericht vertreten hatte, habe ihn sein Mandant von seiner Aufgabe entbunden. Bei dem Erscheinen vor Gericht hatte Tarrant einen Neonazi-Gruß gezeigt.

Wohnungen der Schwester und weiteres Objekt durchsucht
Im Zuge der Ermittlungen durchsuchten Anti-Terror-Einheiten der australischen Polizei am Montagmorgen zwei Wohnungen an der Ostküste des Landes. Dabei handelte es sich nach Informationen des australischen Senders Nine News um eine Wohnung in der Ortschaft Sandy Beach, die mit Tarrants Schwester verbunden sei, und um ein zweites Objekt in Lawrence. Beide Liegenschaften sind nahe der Ortschaft Grafton, aus der Brenton Tarrant stammt.

Die Polizei bestätigte zwar die Durchsuchungen auf der Suche nach ermittlungsrelevantem Material, machte aber keine konkreten Angaben dazu, in welcher Form sie in Verbindung zu dem mutmaßlichen Attentäter von Christchurch stehen. „Vorrangiges Ziel des Vorgehens ist es, formell Material zu erhalten, das der neuseeländischen Polizei in den laufenden Ermittlungen helfen kann.“

Neuseeland brachte verschärftes Waffengesetz auf den Weg
Die Regierung brachte indes die geplante Verschärfung der Waffengesetze auf den Weg. Premierministerin Ardern kündigte an, aufs Tempo zu drücken: „Wir wollen so schnell wie möglich damit vorankommen.“ Tarrant besitzt seit 2017 einen Waffenschein. Nach Ermittlungen der Polizei hatte er fünf Schusswaffen dabei, als er verhaftet wurde.

Der neuseeländische Online-Waffenhändler Gun City bestätigte am Montag, dass Tarrant sich mindestens vier Waffen übers Internet bestellt habe. Geschäftsführer David Tipple betonte, alles sei legal vonstattengegangen: „Wir haben bei diesem Mann, der einen Waffenschein besitzt, nichts Außergewöhnliches feststellen können.“

Beisetzungen noch am Montag
Noch am Montag sollen in Christchurch die Beisetzungen beginnen. Drei Tage nach der Tat wurden die ersten Todesopfer den Familien übergeben. Die Arbeiter am Memorial-Park-Friedhof hatten das ganze Wochenende durchgearbeitet, um genügend Gräber für die Dutzenden Opfer auszubaggern. Im Islam ist es eigentlich üblich, dass Tote binnen 24 Stunden beigesetzt werden.

Video: Hier werden die Gräber für die Opfer ausgebaggert

Massaker mit 50 Toten allein verübt
Tarrant war nach dem Massaker mit 50 Todesopfern und ebenso vielen in zwei Moscheen am Freitag festgenommen worden und allen bisherigen Erkenntnissen nach als Einzeltäter vorgegangen. Dem Australier, der seit mehreren Jahren in Neuseeland lebt, droht nun lebenslange Haft wegen vielfachen Mordes. Kurz vor der Tat stellte er eine 74-seitige Kampfschrift mit rechtsextremen Parolen ins Internet und verschickte sie auch per E-Mail, unter anderen an Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern. Muslime und Immigranten bezeichnet er darin als „Invasoren“, sich selbst als Rassisten.

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