CeMM-Chef Giulio Superti-Furga sagt zu den neuen Erkenntnissen: "Bei uns hat ein halbes Jahr Professor Eric Haura vom Lee Moffitt Cancer Center in Tampa in Florida gearbeitet. Das ist eines der sich am schnellsten entwickelnden Krebsforschungszentren in den USA."
Während dieses Aufenthalts entstand ein Großteil der Arbeit, am CeMM waren zuvor bereits Methoden entwickelt worden, um ganz genau Wirkungsziel und somit Wirkungsweise von Substanzen der zielgerichteten Krebstherapie zu identifizieren.
Dasatinib im Mittelpunkt
Die Forscher konzentrierten sich bei ihrer Arbeit auf Dasatinib, das bei chronisch myeloischer Leukämie dann eingesetzt wird, wenn das ähnliche und ehemals revolutionäre Medikament Imatinib versagt. Bei den Arbeiten in Wien ging es allerdings um die Charakterisierung von Zielen der Substanz, die beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) eine Rolle spielen könnten.
Die Ergebnisse der Studie könnten interessante Zukunftsaspekte mit sich bringen. Erstens wurden für Dasatinib insgesamt rund 40 verschiedene Ziele entdeckt, an denen die Substanz eine Wirkung in Lungenkrebszellen entfaltet: Verschiedene Kinase-Enzyme inklusive Rezeptoren, wie zum Beispiel EGFR, die Andockstelle für den Epidermal Growth Factor auf Krebszellen bzw. die Signalweiterleitung im Inneren der Zelle nach Stimulierung des Rezeptors.
Entscheidende "Targets"
Doch damit nicht genug. Durch gezielte Schaffung von resistenten Mutanten von Krebszellen konnte auch gezeigt werden, welche dieser "Targets" wirklich entscheidend für Arzneimittelwirkung sind. Co-Autor Uwe Rix: "Es sind nur zwei bis vier Proteine, die wirklich wichtig sind."
Doch gerade hier könnte es Konsequenzen für die zukünftige Behandlung von Patienten mit NSCLC-Erkrankungen geben. Superti-Furga: "Dasatinib könnte offenbar eine synergistische Wirkung zu dem bereits in der Therapie verwendeten EGFR-Hemmer Erlotinib haben." Das wäre eine der ersten Kombi-Therapien mit Arzneimitteln der "zielgerichteten Therapie" - und noch dazu auf rationaler wissenschaftlicher Basis. US-Onkologe Haura ist bereits dabei, eine klinische Studie an Lungenkrebs-Patienten durchzuführen, die genau diese Mechanismen ausnützen sollen.
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