Hotel statt Straße

„Heilige“ rettet 100 Obdachlose vor dem Erfrieren

Millionen Menschen mussten sich in den letzten Tagen im Mittleren Westen in den USA auf eine extreme Kältewelle mit Temperaturen von minus 34 bis zu 40 Grad Celsius einstellen. Karitative Einrichtungen, Vereine und Freiwillige wurden dazu aufgerufen, besonders stark Betroffenen zu helfen. Das tat auch Candice Payne. Die 34-Jährige quartierte Obdachlose in Chicago in von ihr bezahlte Hotelzimmer ein - und rettete diese so wohl vor dem sicheren Erfrierungstod.

Drei US-Bundesstaaten hatten am Mittwoch den Katastrophenfall ausgerufen und vor „lebensbedrohlichen Bedingungen“ gewarnt. 23 Todesopfer sollen durch die eisigen Temperaturen in den USA bereits zu beklagen sein, berichtete der Nachrichtensender CNN.

Die Millionenmetropole Chicago wurde dabei als „Epizentrum“ der Kältewelle beschrieben. Für Wohnungslose wurden Wärmestuben eingerichtet, jede Polizeistelle wurde angewiesen, Schutzsuchende nicht abzuweisen. Es bestünde das „reale Risiko“, dass Menschen erfrieren könnten. Tausende Menschen krempelten daraufhin die Ärmel hoch und halfen. Auch Candice Payne wollte angesichts dieser Warnungen nicht untätig bleiben.

Wärme und gute Worte
Payne bot Obdachlosen nicht nur eine Unterkunft, sie sorgte auch für das leibliche Wohl der „Gestrandeten“. In einem Video (siehe unten) ist zu sehen, wie sie gemeinsam mit Helfern Lunchpakete verteilt. Sie zieht einen voll gepackten Leiterwagen hinter sich her, hat für jeden der obdachlosen Männer und Frauen ein gutes Wort übrig und verspricht, noch Benötigtes oder Gewünschtes aufzutreiben. Dabei wird dampfend heißer Kaffee serviert, Tee eingeschenkt und es werden Kleidungsstücke ausgegeben.

Akte der Nächstenliebe
20 Hotelzimmer hat sie zu Beginn aus eigener Tasche bezahlt, dazu einen Aufruf auf Instagram gestartet. Der Schneeballeffekt in sozialen Netzwerken sorgte dafür, dass mittlerweile über 60 Zimmer bezogen werden konnten. Mehr als 100 Menschen, darunter auch Familien mit Kindern, fanden so Obdach. Auch kamen viele Sachspenden durch Aufrufe in den sozialen Netzwerken zustande. „Manche Leute, die meinen Aufruf auf Instagram gesehen haben, schauen täglich hier vorbei“, erzählte sie CNN. „Sie haben Geld gespendet und Zeit und Fahrtendienste, denn wir mussten die Obdachlosen ja alle zum Hotel bringen.“

Zahlreiche Menschen brachten Decken, Essen und Kleidung vorbei oder helfen Candice ehrenamtlich in ihrer Freizeit bei der Zubereitung von Speisen und der Verteilung der Güter. Die Mahlzeiten und warmen Getränke wurden in einer provisorischen Küche in einem Badezimmer des Hotels zubereitet, so konnten die „Gäste“ schnell versorgt werden.

“Candice ist unser Engel“
Obdachlose wie Robert, der von Candice vermutlich vor dem Erfrierungstod gerettet wurde, bezeichnete die Chicagoerin als „Engel“. Er war sichtlich berührt von Paynes Anteilnahme. „Wir bekommen diese Art der Hilfe normalerweise nicht, aber ich brauche sie derzeit wirklich dringend. Ich denke, sie kam gerade rechtzeitig“, streute er seiner Retterin Rosen. Solche Freundlichkeit habe er noch nie erlebt.

Seinen Weg zu Candice fand Robert über die Roosevelt Road, wo er mit fast 80 anderen Obdachlosen in zugigen Zelten übernachtete. Dort aber war am Donnerstag ein Propantank explodiert, den man als Wärmequelle verwendet hatte. Dank Payne fanden er und viele andere eine provisorische Unterkunft.

Twitter-User feiern die 34-Jährige für ihre Menschlichkeit und bitten Paynes Kreditkarteninstitut bereits, ihr die entstandenen Kosten nicht in Rechnung zu stellen.

„Diese Frau ist eine Heilige“
„AmericanExpress“, schrieb ein User, „ihr solltet ihre Rechnung ausgleichen. Diese Frau ist eine Heilige und ihr solltet euch geehrt fühlen, sie als Kundin zu haben.“ Eine andere schlug in dieselbe Kerbe: „Ihr solltet dieses Geschenk der Menschlichkeit nicht in Rechnung stellen. Es wird die Publicity, die ihr bekommt, wert sein.“ Eine Antwort des Kreditkartenunternehmens steht derzeit noch aus.

Kälte durch Polarwirbel verursacht
Verantwortlich für die „arktische Kälte“ ist der sogenannte Polarwirbel, ein Band kalter Westwinde, das normalerweise über dem Nordpol kreist. Wird der Wirbel geschwächt, kann die Luft in niedrigere Breiten entweichen. Zum Mittleren Westen der USA werden Illinois, Indiana, Iowa, Kansas, Michigan, Minnesota, Missouri, Nebraska, North Dakota, Ohio, South Dakota und Wisconsin gezählt.

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