„Glück hinein, Unglück hinaus, es zieht die Wilde Jagd ums Haus!“, erklang der Vorpercht-Ruf am bis zuletzt geheimgehaltenen Schauplatz - gestern in Anif. Zwölf finstere Gestalten der Brauchtumsgruppe „Jung Alpenland“ erwiesen den örtlichen Bauern ihre Reverenz, um böse Wintergeister zu vertreiben und Fruchtbarkeit zu erheischen.
Streng geheim wird der Ort gehalten, den die Mitglieder der Brauchtumsgruppe Jung Alpenland erst knapp vor dem finsteren Ritus auswählen. Schließlich wollen der Vorgeher und die anderen elf Figuren der „wilden Gjoad“ (Saurüssel, Tod, Riese Abfalter, Rabe, Baumwercher, Bär, Hexe, Moosweiberl, Habergoaß, Hahnengickerl und Bärentreiber) ungestört und ohne Schaulustige rund um den Untersberg herumziehen. Am Donnerstagabend polterte die „Wilde Jagd“ durch Anif - dort waren die Perchten zuletzt im Jahr 2002 - und suchten lautstark die örtlichen Bauern heim.
„Heuer läuft erstmals mein Sohn David mit - er steckt mit einer weiteren Person unter der ,Habergoaß‘, freute sich Obmann Alexander Wieland von Jung Alpenland. Ausgehend vom Sammelplatz nahe dem Hotel Tennispoint und begleitet von Schwegler, Fackelträgerinnen und Kraxen, wurde an elf Stationen Halt gemacht. Traditionsgemäß mit Trommelschlägen und lautem Geschrei, um mit ihrem Gepolter das Böse und das Unreine zu vertreiben. Am Ende lagen alle am Boden, um den Landwirten die Reverenz zu erweisen und für sie Segen, Glück und Fruchtbarkeit zu erheischen. Dann waren sie auch wieder genauso schnell weg, wie sie aus der Dunkelheit gekommen sind.
Tiermasken als Glückssymbole
Die Tradition der wilden Glücksboten ist uralt. Aus den historischen Funden rund um den Untersberg und Dürrnberg wurde geschlossen, dass schon vor mehr als 2000 Jahren die Menschen Tiermasken zu Kultzwecken getragen haben. „Man glaubte schon in der Keltenzeit, dass Tiermasken Glück bringen“, erklärt Wieland.
Die wilde Jagd soll den Zug der Seelen darstellen, die nach alten heidnischen Bräuchen in der Rauhnachtszeit ihre Familien aufsuchen, immer am zweiten Donnerstag im Advent. Seit 1949 wird das Ritual am Fuße des Untersbergs alljährlich in der nunmehrigen Fasson zelebriert.
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