Schweres Schicksal

„Ich möchte so gerne noch einmal hören können“

Steiermark
10.12.2018 11:33

Als ungewolltes Kind wurde er weggegeben, bei der Ziehfamilie so geprügelt, dass er kaum mehr hören oder sprechen kann, sein ganzes Leben hat er als Knecht gearbeitet. Nun hat der Oststeirer Johann Eicher seinen Bruder gefunden - der bittet für ihn um ein Hörgerät. 

Gottfried Eicher hat irgendwie den sechsten Sinn. Der Wünschelrutengeher, der auch schlechte Energien aufspüren kann, hat schon Bücher über seine Gabe und seine Erfahrungen geschrieben. Und irgendwie hat es der Oststeirer immer gefühlt, immer irgendwie geahnt: „Dass ich einen Bruder hab’.“ Bis eine Verwandte „am Sterbebett“ es beichtete und verriet, wo der Bruder ist. Nach 70 Jahren trafen sie einander wieder. Und den Johann hat das Schicksal noch schlimmer getroffen als ihn selbst.

„Schon als Kind fast taub“
„Uns beide hat die Mutter getrennt voneinander weggegeben“, erzählt Gottfried. Johann kann es nicht erzählen, „den haben sie in der Ziehfamilie so geprügelt und misshandelt, dass er schon als Kind fast taub war“, erzählt er. Man hält seine Schilderungen kaum aus. Wie der gewalttätige Schwiegersohn seine Launen an dem kleinen, hilflosen, weggegebenen Buben ausgelassen, ihn gedroschen, an die Wand geworfen hat. Kein Einziger war da, der dem Kind geholfen hat. Kein Platz, an den es sich flüchten konnte. Vor der Gewalt. Vor der Angst.

„Ich hab‘ ein Zimmer gehabt“
Mit 13 konnte der Bub dem entfliehen. Ein Bauer hat ihn aufgenommen, als Knecht eingestellt. Da arbeitete er, lebte er bis vor gar nicht langer Zeit. Ist es ihm da gut gegangen? „Ja“, kann er uns mühsam mitteilen, weil er durch die Hörschädigung auch nicht gut spricht. „Ich hab’ ein Zimmer gehabt und zum Essen.“ Ein Zimmer und Essen. Das schon bedeutete Glück für den geschundenen Menschen.

Aufgewachsen im Waisenhaus
Heute ist Johann im Pflegeheim. „Aber da gehört er nicht hin, weil er ja eigentlich kein Pflegefall ist“, sagt Gottfried, der ihn gern näher bei sich in der Region um Gleisdorf haben würde. „Ich tät ihm so wünschen, dass er in einem schönen Seniorenheim seinen Lebensabend verbringen kann“. Auch Gottfried war im Waisenhaus aufgewachsen, lebte bei verschiedenen Familien - wurde ebenso misshandelt.

„Ich möchte reden können“
Das tägliche Leben kann Johann sich mit seiner Pension leisten. Was er sich aber von ganzem Herzen wünscht, „und was so nicht drin ist“, ist ein wirklich gut passendes, funktionierendes Hörgerät. „Ich möchte hören! Ich möchte reden können!“, versucht er uns zu verdeutlichen. Und wir würden es ihm von ganzem Herzen wünschen.

Die Zähne sind eine Katastrophe
Und ein extremes Handicap hat er auch noch, deswegen merkt man auch, dass er sich mit dem Sprechen noch mehr zurückhält. Die Zähne sind eine Katastrophe. Und er tät halt so gerne wieder einmal etwas Festes essen können.

Uns hat das Schicksal der beiden Brüder zutiefst gerührt. Vielleicht bringen wir es ja zusammen, dass Johann, ganz im Gegensatz zu seiner Kindheit, jetzt Güte und Liebe erfährt. Es wären „nur“ ein Hörgerät und eine Zahnbehandlung. Aber für Johann ist das die Welt. Das „Krone“-Spendenkonto für die Aktion „Wir helfen Steirern“ ist offen: AT072081502500718404

Claudia Fulterer
Claudia Fulterer
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