Wenn Benno Hofer (67) heute als Nikolaus verkleidet bei Kindern in Bad Leonfelden in Oberösterreich vorbeischaut, ist das für ihn ein Jubiläum. Seit einem halben Jahrhundert schon setzt er sich rund um den 6. Dezember die Bischofsmütze auf, verhüllt sein Gesicht mit einem weißen Bart und hängt sich einen prächtigen Vespermantel um die Schultern. Dann klopft er mit dem Bischofstab auf den Boden, teilt Geschenke aus und liest den staunenden Kindern aus einem goldenen Buch die guten und schlechten Taten vor.
„Ich mache das mit Leidenschaft und möchte das auch in den kommenden Jahren so beibehalten“, sagt Nikolo-Darsteller Benno Hofer (67) aus Bad Leonfelden. Seit 1968 ist der pensionierte Berufsschullehrer mit der sonoren Stimme schon in der Mühlviertler Kurstadt unterwegs - und ein Ende scheint nicht in Sicht. Bei mittlerweile drei Generationen von Kindern hat er damit bleibende Eindrücke hinterlassen - heuer sind es ungefähr 70, bei denen er vorbeikommt.
Vertreter des echten Nikolaus
Hofer liebt es, wenn die Kleinen ihm andächtig zuhören und dann gemeinsam mit ihm singen, beten oder Gedichte vortragen. „Ich sag immer, dass ich der Vertreter des Heiligen Nikolaus - des Bischofs von Myra - bin, und erzähle, was er Gutes getan hat.“
Zuerst als Krampus unterwegs
Begonnen hat Hofer in den 1960er-Jahren zunächst als Krampus, in noch sehr rauen Zeiten. „Da gab es Eltern, die wollten ernsthaft, dass wir ihre Kinder kräftig durchhauen, sie in die Butte stecken und ein Stück mitnehmen“, erinnert er sich. Ansichten, die Hofer nicht behagten und ihn rasch die Seiten wechseln ließen: „Als Nikolaus habe ich so etwas nicht mehr zugelassen. Bei mir gibt es keine Gewalt, nur ein wenig Tadel, falls ein Kind einmal recht schlimm war.“
Daran muss sich auch sein langjähriger Begleiter als Krampus, Michael Carpella, halten. „Mehr als ein bisserl Brummen ist nicht drin“, so Hofer. Die Kinder seien deshalb heute auch weit weniger ängstlich als vor 50 Jahren.
Geschenke nicht im Vordergrund
„Der Nikolausbesuch sollte eine Familienfeier sein. Optimal ist, wenn die Eltern sich Zeit nehmen, um ihre Kinder auf uns vorzubereiten, und die Spannung dann immer mehr steigt“, sagt Hofer. Geschenke sollten jedenfalls nicht im Vordergrund stehen. „Das hat sich seit ein paar Jahren wieder deutlich gebessert, die meisten Kinder bekommen heute nur ein Sackerl.“
Stab in Keller gefallen
In all den Jahren hat Hofer auch Lustiges erlebt. Etwa, als er vor einer Haustür den Stab auf einem Abstreifgitter abgestellt hatte. „Plötzlich ist er bis in den Keller durchgefallen, ich bin ziemlich blöd dagestanden und hab nur noch den Schneckengriff in der Hand gehabt. Zum Glück hat ihn der Hausherr dann aber schnell wieder geborgen.“
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