Die "Armutsschwelle" für Alleinlebende liegt bei einem monatlichen Einkommen von 951 Euro, für jeden weiteren Erwachsenen im Haushalt erhöht sich diese um 475 Euro, für jedes Kind um 285 Euro. Manifeste Armut bedeutet, dass es sich die Betroffenen nicht leisten können, etwa neue Kleidung zu kaufen, die Wohnung zu heizen oder eine dringende medizinische Behandlung zu bezahlen.
Ausländer haben höchstes Armutsrisiko
Diese Form der Armut trifft häufig Alleinverdiener-Haushalte. Überdurchschnittlich oft betroffen sind auch alleinlebende Pensionistinnen, alleinlebende Frauen ohne Pensionsbezug und alleinlebende Männer. Das höchste Armutsrisiko besteht für Personen aus dem Nicht-EU-Ausland (30 Prozent) und auch bereits Eingebürgerte aus Drittstaaten sind mit einer Armutsgefährdungsquote von 21 Prozent deutlich über dem Bevölkerungsschnitt.
Hilfsorganisationen fordern Handeln der Regierung
Angesichts der aktuellen Zahlen schlugen österreichische Hilfsorganisationen Alarm. Der Wiener Caritas-Direktor Michael Landau forderte, dass Armutsbekämpfung in Österreich oberste Priorität erhält. So soll etwa die Mindestsicherung sofort eingeführt und die 15-prozentige Kürzung zurückgenommen werden. Nach der "Hypo-Rettung" sei auch ein sozialer Kraftakt notwendig.
Die Armutskonferenz appellierte an Finanzminister Josef Pröll, die "Blockade" bei der Mindestsicherung zu beenden. Die Volkshilfe sprach von einer "völlig unerträglichen Situation" und forderte einen „zweiten Arbeitsmarkt“ für Personen, die keine Chance am regulären Arbeitsmarkt hätten.. Auch von Seiten der Grünen kam Kritik an der Bundesregierung.
Hundstorfer verweist auf Maßnahmen
Sozialminister Rudolf Hundstorfer verwies auf die "zahlreichen" Maßnahmen, die in diesem und Ende letzten Jahres umgesetzt worden seien. Steuerreform, Verbesserungen beim Kinderbetreuungsgeld, aktive Arbeitsmarktpolitik und die Pensionsanpassung hätten viel gebracht. Trotz der Umstände aufgrund der Wirtschaftskrise sei die Armutsgefährdung im Vorjahr in Österreich "kaum gestiegen", erklärte Hundstorfer in einer Aussendung. Trotzdem seien noch weitere Maßnahmen nötig, so der Minister.
17 Prozent in EU armutsgefährdet
Im Durchschnitt der EU27 sind laut Angaben von Eurostat 17 Prozent der Bevölkerung armutsgefährdet. In Deutschland sind es beispielsweise 15 Prozent, in Bulgarien 21 Prozent und in Tschechien 9 Prozent. Die Europäische Kommission hat das Jahr 2010 als Schwerpunktjahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung festgelegt. Ziel sei es, die Öffentlichkeit für diese Themen zu sensibilisieren.
Die Zahlen über das Jahr 2008 veröffentlichte Statistik Austria am Mittwoch. Sie basieren auf der europaweiten Statistik zu Einkommen, Armut und Lebensbedingungen von EU-SILC (Statistics on Income and Living Conditions).
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