„Ausverkauf“ in Wien

Spekulanten vertreiben letzten Mieter aus Zinshaus

Wien
23.08.2018 06:01

„Spekulation ist auch am Rande der Stadt angekommen“, warnt SPÖ-Wohnbausprecherin Ruth Becher die Bundesregierung und fordert, den Ausverkauf von Grund und Boden zu stoppen. In Kaisermühlen erzählt nun ein Wiener Spekulationsopfer, wie eiskalt er als letzter Mieter aus seinem Zinshaus vertrieben wurde.

Sein Nachbarhaus wurde zuerst abgerissen. „Exklusive Eigentumswohnungen“ stehen dort jetzt zum Verkauf. Dann war das Zinshaus von Spekulationsopfer M. an der Reihe. Einen Mieter nach dem anderen drängte der Hauskäufer zum Auszug. M. wollte nicht aufgeben. Von Geburt an wohnte der 40-Jährige in dem Haus in Kaisermühlen. Und hier wollte er alt werden, investierte viel Geld in die Renovierung. Doch am Ende sollte ihm auch sein unbefristeter Vertrag nicht helfen.

„Das Haus war irgendwann komplett leer. Der Besitzer ließ es verwahrlosen. Vor meiner Tür standen Mitarbeiter, die mir drohten, in die Nachbarwohnungen Mieter einziehen zu lassen, die ich mir sicher nicht wünsche“, klagt M. an. Ein Dreivierteljahr hat er gekämpft. „Dann hatte ich keine Nerven mehrt. Ich habe es nicht geschafft, in Kaisermühlen zu bleiben.“ Statt der 400 Euro zahlt er jetzt im 22. Bezirk 700 Euro für eine Genossenschaftswohnung. Sein altes Zinshaus steht mit abgerissenem Dach leer.

SPÖ für Begrenzung der Mietpreise
„Das ist nur ein Fall von Spekulation“, sagt Ruth Becher. Die SPÖ-Wohnbausprecherin warnt vor unleistbarem Wohnraum und akuter Verknappung, angetrieben durch Spekulanten, die zunehmend aus dem Ausland kommen. 2017 wechselten Wiener Zinshäuser um eine Milliarde Euro den Besitzer. Die SPÖ fordert von Türkis-Blau, den Erwerb durch Ausländer zu beschränken, das Steuerzuckerl für Konzerne auf Immobilientransfers wieder zurückzunehmen und Mietpreise zu begrenzen.

Maida Dedagic, Kronen Zeitung/krone.at

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