Per Hausordnung

Handy-Verbot in vielen steirischen Schulen

Steiermark
02.08.2018 06:30

Frankreich hat  ein flächendeckendes Handy-Verbot an Schulen erlassen. In der Steiermark können die Schulen selbst entscheiden - per Hausordnung. So gibt es etwa in Graz die Neue Sportmittelschule Bruckner, wo die Mobiltelefone morgens in die Schülerspinde gesperrt werden müssen. Gegen ein generelles Verbot, wie in Frankreich, gibt es allerdings Widerstand.

„Wir haben definitiv ein Handy-Verbot, aber in einer sehr pädagogischen Form“, erklärt Michael Habjanic, Leiter der Neuen Sportmittelschule in Graz. Eingeführt wurde das Verbot vor Jahren. Wenn die Jugendlichen in die Schule kommen, müssen sie ihre Handys abschalten, dann müssen sie sie in den persönlichen Spinden versperren. Das Verbot gilt auch für die Pausen. Habjanic: „Wenn ein Lehrer entscheidet, dass das Handy im Unterricht gebraucht wird, wird es natürlich verwendet. Das Handy ist ja ein gutes Medium, das sinnvoll eingesetzt werden kann und soll. Natürlich kann das Handy auch verwendet werden, wenn Schüler einen dringenden Anruf etwa bei den Eltern machen müssen.“

Tabu wird akzeptiert
Anfangs seien viele Gespräche nötig gewesen, weil sich einige Kinder nicht an das Verbot gehalten hätten. Habjanic: „Es gab Situationen, dass wir Handys abnehmen mussten. Mittlerweile hat es sich gut eingespielt.“

Von einem generellen Verbot wie in Frankreich hält der Schulleiter nichts, die Entscheidung sollen die Schulen autonom treffen - in Absprache zwischen Lehrern, Eltern und Schülern.

Digitale Demenz
So rigoros wie in der Neuen Sportmittelschule wird in weniger als zehn Prozent der knapp 700 steirischen Pflichtschulen vorgegangen. „Die Regelungen erfolgen meist über die Hausordnung, die Forderung nach einem flächendeckenden Verbot wurde nur vereinzelt von Lehrern an mich herangetragen“, so die steirische Bildungsdirektorin Elisabeth  Meixner. Freilich können Handys, sofern sie im Unterricht stören, jederzeit abgenommen werden. Nach dem Unterricht müssen sie den Schülern aber wieder ausgehändigt werden.

Meixner weiter: „Das Lernen mit digitalen Medien ist notwendig, aber gerade bei Kindern führt der Umgang mit ihnen auch zu Kommunikationsarmut und zur Reduktion der sozialen Denkfähigkeit. Der Hirnforscher Manfred Spitzer spricht sogar von digitaler Demenz. Die Vorbildwirkung von Eltern ist hier von größter Bedeutung. Das Thema ist sehr ernst zu nehmen, es beschäftigt die Schulen und die Familien.“

Wie Lesen und Rechnen
Der Grazer VP-Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner ist gegen ein flächendeckendes Handy-Verbot: „Ein generelles Gesetz auf Bundesebene ist für mich nicht notwendig. Die Schulen sollen die entsprechenden Regeln selbst aufstellen   - also Lehrer, Eltern, Schüler.“ Digitalisierung sei die entscheidende Herausforderung für moderne Gesellschaften. Hohensinner: „Die digitale Kompetenz ist Kulturtechnik wie Lesen, Schreiben, Rechnen. Aber für mich steht der Schutz der Kinder im Vordergrund. Der sichere und sinnvolle Umgang mit Handys usw. muss in der Schule gelehrt werden.“

Gerald Richter
Gerald Richter
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