Kontakte zu Islamisten

Angreifer von Lüttich stand auf Gefährderliste

Ausland
30.05.2018 07:36

Belgien steht unter Schock: Ein als Gefährder bekannter Mann hat Dienstagvormittag drei Menschen getötet. Nach offiziellen Angaben erschoss der 36-jährige Benjamin H., der erst tags zuvor aus der Haft entlassen worden war, in Lüttich zwei Polizistinnen und einen Zivilisten. Anschließend nahm er in einer Schule Geiseln, bevor er selbst von Sicherheitskräften getötet wurde (siehe unten). Der Name des Täters war bei der Polizei wegen seiner Kontakte zu Islamisten auf einer Gefährderliste gestanden. Er dürfte sich im Gefängnis radikalisiert haben.

Die dramatischen Ereignisse begannen um 10.30 Uhr, wie Polizei und Staatsanwaltschaft bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mitteilten. Demnach griff ein mit einem Messer bewaffneter Mann zwei Polizistinnen in der Innenstadt von hinten an und stach auf sie ein. Anschließend entwendete er den 45 und 53 Jahre alten Frauen ihre Dienstwaffen und erschoss die Beamtinnen sowie einen 22-jährigen Unbeteiligten in einem Auto, bevor er in eine nahe gelegene Schule rannte und zwei Mitarbeiterinnen als Geiseln nahm.

Dort griff eine Spezialeinheit ein und erschoss den Verdächtigen, der zuvor noch das Feuer eröffnet hatte. Vier weitere Beamte wurden verletzt. Einer von ihnen erlitt eine Verletzung der Oberschenkelarterie, er schwebt aber nicht mehr in Lebensgefahr.

Video: Spezialeinheit erschießt Angreifer von Lüttich

Die Schüler des Lütticher Gymnasiums Leonie de Waha seien in Sicherheit, betonte der Bürgermeister von Lüttich, Willy Demeyer, kurz darauf. Das Gebäude wurde geräumt, die Kinder und Jugendlichen in mehrere andere Schulen gebracht. Das Gymnasium soll am Mittwoch und vielleicht auch am Donnerstag geschlossen bleiben. Schülern und Personal steht psychologische Hilfe zur Verfügung.

Ermittler: „Attentäter wollte Staat treffen“
Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich um ein gezieltes Attentat auf Polizisten handelte. „Offenkundig war es das Ziel des Attentäters, die Polizei zu attackieren“, sagte Lüttichs Polizeichef Christian Beaupere. Der Attentäter habe mit seiner Tat den belgischen Staat treffen wollen. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen des „Verdachts auf eine terroristische Straftat“ ein.

Täter schrie angeblich „Allahu Akbar“
Nach Informationen des Fernsehsenders RTBF handelte es sich beim Attentäter um einen 36-jährigen Mann aus Rochefort im Süden des Landes, der wegen kleinerer Vergehen wie Diebstahl und Drogenhandel im Gefängnis saß. Er sei gewalttätig, aber nicht für seine Radikalität bekannt gewesen. Einige Medien berichteten, der Angreifer habe „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) gerufen. Dies bestätigten die Behörden jedoch nicht. Es wird davon ausgegangen, dass er sich bei seinem jüngsten Gefängnisaufenthalt radikalisiert hat.

Belgien mehrfach Ziel von Terrorattacken
Belgien war in der Vergangenheit das Ziel mehrerer terroristischer Attacken. Bei der schwersten davon töteten islamistische Extremisten in Brüssel am 22. März 2016 in der Metro sowie am Flughafen 32 Menschen. Die Terrorwarnstufe wurde erst vor einiger Zeit auf die zweitniedrigste von vier Stufen herabgesetzt. Daran soll sich vorerst nichts ändern, wie das zuständige Krisenzentrum mitteilte.

Der belgische König Philippe, Ministerpräsident Charles Michel und Innenminister Jan Jambon machten sich unmittelbar nach der Tat auf den Weg nach Lüttich. Sie besuchten unter anderem die verletzten Beamten im Krankenhaus. Die königliche Familie drückte den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus. „Unsere Gedanken sind bei den Opfern dieser schrecklichen Tat“, schrieb sie auf Twitter.

„Feige und blinde Gewalt“
Belgiens Premierminister Charles Michel sprach von „feiger und blinder Gewalt“: „All unsere Unterstützung für die Opfer und ihre Angehörigen.“ Bürgermeister Willy Demeyer äußerte sich ähnlich und sprach von einem „besonders schmerzhaften Tag für Lüttich und die Bevölkerung“. Im Rathaus wurde ein Kondolenzbuch ausgelegt, für Mittwoch ist eine Schweigeminute geplant. Die britische Premierministerin Theresa May schrieb auf Twitter: „Meine Gedanken sind bei den Opfern des feigen Angriffs in Belgien und ihren trauenden Familien. Das Vereinigte Königreich steht im Kampf gegen den Terror entschlossen an der Seite unserer belgischen Verbündeten.“

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