Einkommenskluft

Frauen verdienen noch immer ein Drittel weniger

Österreich
08.03.2018 06:00

Am 8. März wird der Internationale Frauentag begangen. Trotz steigender Erwerbsbeteiligung der Frauen bleiben die Unterschiede betreffend Teilzeit, Betreuungspflichten und Einkommen zwischen den Geschlechtern groß. Der Unterschied zwischen den mittleren Bruttojahreseinkommen von Frauen und Männern liegt bei 38 Prozent.

Die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-jährigen Frauen stieg von 62 Prozent im Jahr 2006 auf fast 68 Prozent im Jahr 2016 - und war damit höher als in der EU insgesamt (61 Prozent). Die Zahl der vollzeitbeschäftigten Frauen hat sich im Zeitvergleich jedoch kaum geändert. Die verstärkte Teilnahme der Frauen am Arbeitsmarkt ist in erster Linie auf die steigende Zahl von Teilzeitbeschäftigten zurückzuführen. So erhöhte sich im Zehn-Jahres-Vergleich die Teilzeitquote der Frauen von 40 Prozent (2006) auf fast 48 Prozent (2016). In der EU verzeichnet Österreich damit den zweithöchsten Wert. Bei den Männern zeigt sich ebenfalls eine Zunahme der Teilzeitbeschäftigung von 6,6 Prozent (2006) auf 11,8 Prozent (2016), ergibt die Analyse von Statistik Austria.

Betreuungspflichten oft Grund für Teilzeitbeschäftigung
Als Gründe für Teilzeitbeschäftigung waren bei insgesamt 37,5 Prozent der Frauen Betreuungspflichten für Kinder oder pflegebedürftige Erwachsene ausschlaggebend. So arbeiten 49 Prozent aller Mütter mit Kindern unter 15 Jahren in Teilzeit, 17 Prozent in Vollzeit, 24 Prozent sind nicht erwerbstätig oder arbeitslos und zehn Prozent in Elternkarenz. Väter mit Kindern unter 15 Jahren sind dagegen zu 85 Prozent in Vollzeitbeschäftigung, nur sechs Prozent arbeiten Teilzeit.

Hohe Teilzeitquote bei Frauen spiegelt sich in Jahreseinkommen wider
Gemessen an den mittleren Bruttojahreseinkommen aller unselbstständig Beschäftigten verdienten Frauen 2016 insgesamt um 38 Prozent weniger als Männer. Beschränkt man den Vergleich auf ganzjährig Vollzeitbeschäftigte, dann lagen die mittleren Bruttojahreseinkommen der Frauen 2016 um 16 Prozent unter jenen der Männer.

In der EU wird der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern (Gender Pay Gap) einheitlich für alle Mitgliedsstaaten anhand der durchschnittlichen Bruttostundenverdienste in der Privatwirtschaft berechnet. Im Vergleich zu 2006 mit 25,5 Prozent hat sich der Gender Pay Gap in Österreich auf 20 Prozent (2016) verringert, er ist weiterhin deutlich über dem EU-Durchschnitt von 16,2 Prozent.

Niedriges Einkommen bedeutet soziale Risiken
In Summe führen die niedrigeren Erwerbseinkommen und Versicherungsverläufe von Frauen, die vor allem durch Kindererziehung Lücken aufweisen, auch zu niedrigeren Pensionen und anderen sozialen Risiken. So waren 20 Prozent der allein lebenden Pensionistinnen und elf Prozent der allein lebenden Pensionisten armutsgefährdet. Ein-Elternteil-Haushalte - das sind fast ausschließlich Frauen mit ihren Kindern - haben mit 30 Prozent das höchste Armutsrisiko aller Haushaltstypen, dokumentiert die EU-SILC 2016 (eine Erhebung, die jährlich Informationen über die Lebensbedingungen der Privathaushalte in der Europäischen Union sammelt).

Schon zweijährige Teilzeit senkt Durchschnittspension bis zu 2,1 Prozent
Familienministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) und AMS-Vorstand Johannes Kopf haben kürzlich Frauen vor den negativen Auswirkungen von langen Karenzen und Teilzeit gewarnt. „Viele Frauen sehen die Kinderbetreuungskosten und gehen deshalb lieber Teilzeit arbeiten. Sie lösen damit eine Lawine für den Rest ihres Lebens aus, weil sie über die Jahre weniger verdienen, in die Pensionsfalle tappen und in die Altersarmut schlittern. Da müssen wir Bewusstsein schaffen“, so Bogner-Strauß. Schon eine zweijährige Teilzeit senkt die Durchschnittspension um 1,7 bis 2,1 Prozent. Wird mehr als die Hälfte des Erwerbslebens 20 Stunden gearbeitet, so fällt das Lebenseinkommen gegenüber 30 Stunden um bis zu 30 Prozent geringer aus. „Wir geben bei der Wiedereinstiegsberatung jeder Frau einen Folder in die Hand, um ihnen die finanziellen Folgen klarzumachen“, so Kopf.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele