„Erik & Erika“

Willensstärke trotzt jeglicher Intoleranz

Salzburg
01.03.2018 06:35

Reinhold Bilgeri verfilmte die unglaubliche Geschichte von Erika Schinegger, die eigentlich ein Erik war

„Als Erik Schinegger bei der ersten Sichtung des Filmes geweint und gleichzeitig gelacht hat, weil er sich darin absolut wiedererkannte, war das für mich mit Sicherheit das schönste Kompliment. Dass der Film nun auch beim Publikum so großen Anklang findet, freut mich natürlich sehr – in St. Pölten haben die Kinobesucher Erik, aber auch Hauptdarsteller Markus Freistätter mit Tränen in den Augen quasi auf Händen getragen“, verrät Reinhold Bilgeri, dem es Mittwoch Abend bei der Premiere von „Erik & Erika“ im Mozartkino nicht anders erging.

Der Erfolg seines neuen Regie-Werks kommt völlig zurecht. Bilgeri schildert darin nämlich nicht nur die tragische Geschichte von Erika Schinegger, die 1966 als Abfahrts-Weltmeisterin vergöttert, und schon kurz darauf, als man bei einem „Sex-Test“ für die Zulassung zu Olympia entdeckte, dass im „Goldmädel“ eigentlich ein Bursch steckt, verurteilt und vom ÖSV zum Rücktritt gezwungen wurde. Vielmehr setzt der Vorarlberger Filmemacher Schineggers Kämpferseele, mit der sie sich einer von Vorurteilen und Intoleranz getriebenen Gesellschaft tapfer entgegenstellte, um letztendlich nach der „Richtigstellung“ zum Mann überleben zu können, ein Denkmal.

Dass Bilgeri diesen unglaublichen Kraftakt, der vom sportlichen Ehrgeiz zusätzlich befeuert wurde, in dieser Intensität auf der Leinwand wiedergeben konnte, lag zum einen an Schineggers ausführlichen Erzählungen. Er schilderte jedes Detail wie z.B. den ersten Orgasmus, den er nicht beim Sex, sondern Sporteln hatte, oder wie er nach der OP das erste Mal im stehen pinkelte. Zum anderen hat sich der Regisseur aber auch in Schineggers Kämpfernatur selbst wieder erkannt.

„Wir sind zur selben Zeit aufgewachsen, und haben in gewisser Weise beide gegen eine konservative Gesellschaft rebelliert. Nur, dass ich mir eben nicht die Ski an-, sondern die Gitarre umgeschnallt habe“, so Bilgeri, den seine Eltern, aber kurzerhand ins Internat steckten, um aus ihm keinen Rockstar, sondern einen Religionslehrer zu machen.

Den Wunsch vom Professor hat er ihnen erfüllt, allerdings nur so lange bis ihn seine Musiker-Kollegen u.a. auch die Band Deep Purple, für die er im Vorprogramm auftrat, zu einer Profi-Karriere ermutigten. „Ich bin damals nach einem Konzert, noch mit der Schminke vom Auftritt im Gesicht, zurück in die Schule nach Vorarlberg gefahren. Allerdings nur um nach der vollendeten Unterrichtsstunde, ganz ohne Plattenvertrag in der Tasche, zu kündigen. Diese Willensstärke, und das ,nie aufgeben’, egal in welcher Hinsicht, verbindet mich ganz stark mit Schinegger. Umso mehr freut es mich, dass ich nun auch diesen Film gestalten konnte“, betont Bilgeri, der immerhin sieben Gold- und Platin-Platten, den Welthit „Video Life“ sowie den Bestseller-Roman „Der Atem des Himmels“ für sich verbuchen kann.

Tina Laske
Tina Laske
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