Flüchtlingsprotest

„Ganze Welt soll erfahren, wie ihr uns behandelt“

Ausland
22.12.2017 10:03

Aufstand in der Flüchtlingsunterkunft Deggendorf in Bayern: 137 Asylsuchende protestierten am Donnerstag für angemessene Lebensumstände. Sie kritisierten die Hygiene, das Essen und die medizinische Versorgung. „Die ganze Welt soll erfahren, wie Deutschland die Einwanderer behandelt“, so die Demonstrierenden aus dem westafrikanischen Sierra Leone. 200 Menschen befänden sich außerdem im Hungerstreik.

Mit Plakaten, auf denen „Keine Deportation“, „Wir sind Flüchtlinge, nicht Feinde“ und „Kein Mensch ist illegal“ stand, machten die Flüchtlinge auf ihre Situation aufmerksam. Weitere Kritikpunkte: Die Zimmer seien mit acht Personen überbelegt, Kinder bekämen keine Schulbildung und Asylanträge seien abgelehnt worden. Sie seien „enttäuscht statt beschützt“ worden.

Der Protest in Deggendorf dauerte mehrere Stunden und verlief friedlich, teilte die Polizei mit. Auch Kinder und Einheimische nahmen teil. Eine 19-jährige Schwangere erlitt einen Schwächeanfall und musste ins Spital gebracht werden.

Der Flüchtlingsrat berichtete, dass sich 200 Flüchtlinge im Hungerstreik befänden. Die Regierung von Niederbayern bestätigte zwar, dass sie seit dem vergangenen Samstag nicht an der Kantinenverpflegung teilnehmen würden, das müsse aber „nicht automatisch Hungern bedeuten“, so die „Welt“. Kinder sollen laut Angaben der Caritas nicht am Hungerstreik teilnehmen.

Die Behörden verteidigten die Unterbringung im Transitzentrum. Weder Flüchtlinge aus anderen Ländern noch Mitarbeiter der Unterkunft, die ebenfalls in der Kantine essen, würden sich über die Verpflegung beschweren. Man nehme auch Rücksicht auf Muslime und daher gebe es kein Schweinefleisch. Außerdem gebe es Schulunterricht für Jugendliche und Erwachsene sowie medizinische Versorgung. Der Durchschnitt bei der Belegung der Zimmer liege bei drei Personen. Eine Ausnahme bilde eine Unterkunft, in der eine siebenköpfige Familie wohne.

Der CSU-Fraktionsvorsitzende Paul Linsmaier fand harte Worte für den Protest: „Wer sich über unsere Gastfreundschaft und Hilfe beschwert, sollte nicht demonstrieren, sondern sofort nach Hause zurückkehren.“ Die Hilfsbereitschaft werde mit Füßen getreten, er sprach von einer „Dreistigkeit, die ihresgleichen sucht“. Dafür erntete er Zuspruch auf Twitter, aber auch Kritik.

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