Das Ergebnis: Junge Männer, die eine spezielle Variante dieser Monoamin-Oxidase A in sich tragen, schließen sich häufiger einer Bande an, gehören zu den gewalttätigeren Mitgliedern dieser Gang und setzen auch oftmals Waffen ein. Gute Nachricht für alle Eltern von Mädchen: Bei denen wirkt sich dieses Gen offenbar in keinster Weise negativ aus. Vermutlich, weil die "böse" Gen-Variante nur auf dem X-Chromosom zu finden ist und bei Frauen durch die Existenz von zwei X-Chromosomen stets ein ausgleichender Part vorhanden ist.
Alte Studien nun bedeutungslos?
Unabhängig von der Diskrepanz bei Mädchen und Buben, eröffnet diese neue Interpretation der Ursachen von Bandenunwesen und Gewalttätigkeit einen Konflikt mit dem bisher dominierenden Erklärungsmuster für diese Phänomene. Dass der Gewalt und den Gangs soziologische und soziale Ursachen – wie etwa Armut, Gruppendruck, usw. – zugrundeliegen, gilt derzeit nämlich (noch?) als allgemeinhin anerkannte Tatsache.
Forscher sind von sich überzeugt
Der Kriminologe Kevin Beaver und seine Forscherkollegen wollen diese Einschätzung in ihren Grundfesten erschüttern: "Frühere Studien haben MAOA mit einem weiten Spektrum von unsozialem Verhalten verbunden. Unsere Untersuchung bestätigt nun, dass dieses Gen auch die Mitgliedschaft in Gangs bestimmen kann." Damit nicht genug, bestehe auch die Möglichkeit, innerhalb der Gangs gewalttätige von harmlosen Mitgliedern zu unterschieden, was bei der Untersuchung von Verbrechen hilfreich sein könnte.
Gentherapien statt Bestrafung mit Haft?
Auch zu den juristischen Folgen der Entdeckung dieses "Krieger-Gens" nimmt das Forscherteam in einem Artikel für die Zeitschrift "Comprehensive Psychiatry" ausführlich Stellung. Die bisher geübte Bestrafung und Umerziehung von gewalttätigen Bandenmitgliedern sei demnach weniger zielführend, als der Einsatz von Gentherapien. Immerhin sei es – zumindest Beaver zufolge – auch möglich, mittels Genanalyse die gewalttätigen Mitglieder einer Band von den übrigen unterscheiden und damit entsprechend zu behandeln.
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