Kirchenkrise

Bischof Fischer bedauert seine Aussagen

Österreich
12.02.2009 20:49
Der Feldkircher Bischof Elmar Fischer hat sich am Donnerstag für seine Aussagen zum Thema Homosexualität entschuldigt und sie indirekt zurückgenommen. "Ich ging von einem offenkundig nicht mehr letztaktuellen wissenschaftlichen Stand der Literatur aus", ließ Fischer in einer Aussendung mitteilen. Er habe mit seinen Worten lediglich ausdrücken wollen, "dass man Bischof Wagner nicht nur verurteilen, sondern auch seine pastoralen Fähigkeiten sehen sollte", so der Bischof.

Fischer hatte am Mittwoch für große Aufregung in Kirchenkreisen und Schlagzeilen in den Medien gesorgt, als er in einem Rundfunk-Interview den neuen Linzer Weihbischof Gerhard Maria Wagner in seiner Haltung zur Homosexualität unterstützt hatte. Wie Wagner bezeichnete Fischer Homosexualität als heilbar und verglich sie mit "psychischen Erkrankungen" wie Alkoholismus. In seiner Einschätzung berief sich Fischer dabei auch auf Literatur, "die das sagt".

"Werde mich kundig machen"
Fischer betonte, bei der Literatur über Homosexualität nicht auf dem letztaktuellen Stand zu sein, dass er sich "die nächsten Wochen natürlich kundig machen wolle, was da als Letztes gesagt wurde". Er wisse, dass Homosexualität auf der internationalen Code-Liste von Krankheiten nicht mehr angeführt werde. "Das nehme ich natürlich zur Kenntnis", sagte der Bischof gegenüber ORF Radio Vorarlberg am Donnerstagmittag.

"Es lag mir fern, mit meinen Aussagen Menschen zu verletzen", entschuldigte sich nun der Bischof. In seinem Amt als Diözesanbischof sei es ihm ein Anliegen, jungen Menschen auf dem Weg in ein erfülltes, segensreiches Beziehungsleben Wegbegleiter zu sein. "Die Beziehungsfähigkeit in der heutigen Gesellschaft ist von großer Bedeutung. Dazu braucht es bleibende Werte, die im Glauben erfüllt werden. Aus diesem Grund möchte ich mich in aller Form für die gestrigen Aussagen entschuldigen", sagte Fischer.

Weitere Proteste gegen Aussagen
Einen Aufschrei zu den Wortmeldungen Fischers und Wagners gab es am Donnerstag aus der Psychotherapeutenszene. Der Österreichische Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP) stellte klar, dass Homosexualität nach heutiger Auffassung eine normale Variante der sexuellen Orientierung sei. Der Leiter der Linzer Landesnervenklinik, Werner Schöny meinte über die Aussagen: "Sie sind nicht State of the Art und werden in der Psychotherapeuten-Szene heftig bekämpft." Auch die Bevölkerung steht dem Thema Homosexualität - geht man nach einer OGM-Umfrage für die Zeitschrift "Format" - offen gegenüber. Nur zehn Prozent der Befragten teilen die Ansichten Wagners, dass "Homosexualität wie eine Krankheit therapierbar ist".

Wie Österreich über die katholische Kirche denkt, erfährst du im Video in der Infobox!

Eine weitere Möglichkeit, ihren Protest gegen den Standpunkt Wagners zum Ausdruck zu bringen, erhalten Homosexuelle am Valentinstag. Dann wird es in mehreren Pfarren - unter anderem in Linz, Salzburg und Wien - sogenannte "Segnungsgottesdienste" für Liebende geben. Paare erhalten dort - egal ob heterosexuell oder homosexuell - den kirchlichen Segen, was in den vergangenen Jahren auch demonstrativ ausgenutzt wurde. Vor dem Wiener Stephansdom plant die Homosexuellen-Organisation von Amnesty International "LGBT-Rechte" (Lesbian Gay Bisexual Transgender) zudem ein "Kiss-In", eine Art demonstrative "Massenküsserei".

Immer mehr Austritte
Unterdessen geht auch die Beschädigung der römisch-katholischen Kirche weiter. So verzeichneten die Erzdiözesen Salzburg und Wien vermehrte Austritte seit Jahresbeginn. In Salzburg, nachdem Erzbischof Alois Kothgasser am Dienstag öffentlich Kritik am Vatikan geübt hatte, seien aber einige verlorene Schäfchen wieder eingetreten, hieß es.

Um Schadensbegrenzung bemühte sich derweil die Bischofskonferenz. Sie distanzierte sich vom erzkonservativen Internetportal "kreuz.net", das ein "Ausdruck einer geradezu sektiererischen Hetzpropaganda" sei. Der Leiter des Medienreferats Paul Wuthe meinte: "Nicht überall, wo katholisch drauf steht, ist auch katholisch drin."

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