Es war einmal: Kinderlachen, das Wiehern geplagter Ackergäule auf den Feldern, das Blöken der Schafe auf den Wiesen, und dazwischen die lebhaften Gespräche der Frauen und Männer von Wölfnitz. Alles das kann man sich vorstellen, wenn man vor der Kirche steht, wenn man sich einmal um die eigene Achse dreht.
Es ist: Die Kirche verplankt, die alte Volksschule schon lange geschlossen und nur von einem Klagenfurter an den Wochenenden als Quartier genutzt, das Pfarrhaus ausgestorben. Ein beinahe verlassener Ort in der absoluten landschaftlichen Idylle.
"Angst vor den straffälligen Fremden"
Lorenz Rappatz (50) macht mit seiner Frau Sophie Holz (Bild). Das wird in Scheitern gespalten und dazwischen erzählt der Lenz: "Es wurden viele Höfe aufgegeben und viele Menschen sind abgewandert. Jetzt leben die wenigen Verbliebenen in Angst vor den straffälligen Fremden."
Relativ nahe am "Kinderheim", das je nach Sichtweise zum Lager, zur Anstalt oder zum Flüchtlingsquartier wird, haben die Rappatz ihr Zuhause. Sie meinen: "Eigentlich könnte man einen verlassenen Ort wohl anders auch beleben..." Wie, das weiß auch der Lorenz Rappatz nicht.
Begeisterung klingt anders
Am Schulgebäude erinnert nur noch die Beschriftung an die Zeit, als hier Kinder unterrichtet wurden. Jetzt hat sich der Klagenfurter Helmut Gasser (70) eingemietet. Ein günstiges Wochenenddomizil ist die alte Schule allemal. Auch Gasser ist skeptisch, was die Pläne mit den Asylanten betrifft. "Angenehm wird´s sicher nicht." Begeisterung klingt anders.
13 Kilometer sind es von Griffen herauf nach Wölfnitz, die wenigen Fußgänger entlang der Straße sind alle vom gleichen Gefühl beherrscht. Nennen wir es Angst. Man hört viel von Straftätern, die da einquartiert werden sollen. Das haben wir gebraucht..."
Zwei-Stern-Qualität
Da oben, da sieht die Sache schon anders aus. Das ehemalige Kinderheim ist, sagen wir einmal, solide Zwei-Stern-Qualität. Aber es ist alles da: Küchen, Speisesäle, Duschen, Fitnessräume. Abgewirtschaftet zwar, aber immerhin.
Einige Flüchtlinge sind auch schon da, etwa Wladimir (28) aus Kasachstan. Das Quartier sei okay, meint er. Die lange Strecke ins Tal zum Arzt schon weniger. Seit fünf Tagen ist er auf der Alm und braucht schon ärztliche Hilfe?
Personal schweigt
Vom Personal des Quartiers wollen wir Aufklärung. Schweigen, keine Kommentar, kein Satz, kein Wort zu niemanden. Die "Chefs", wie sie Wladimir nennt, wirken, als hätten sie ein schlechtes Gewissen.
Kann man ein verlassenes Dorf in Angst versetzen? Die Antwort ist offen, aber eigentlich ein Ja.
von Fritz Kimeswenger, Kärntner Krone
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