US-Finanzkrise

Bank of America übernimmt Merrill Lynch

Ausland
15.09.2008 13:18
Im US-Finanzsektor ist es in der Nacht auf Montag zu massiven Umwälzungen gekommen. Nachdem Rettungsversuche gescheitert waren, erklärte sich die krisengeschüttelte US-Investmentbank Lehman Brothers für insolvent. Fast zeitgleich gab einer der potenziellen Käufer des Kreditinstituts, die Bank of America, die Übernahme des Konkurrenten Merrill Lynch für 50 Milliarden US-Dollar (35,5 Mrd. Euro) bekannt. Zehn internationale Banken gaben am Sonntagabend (Ortszeit) die Gründung eines mit 70 Mrd. US-Dollar (49,8 Mrd. Euro) dotierten Hilfsfonds für angeschlagene Kreditinstitute bekannt.

Bei Lehman sprangen am Sonntag die britische Bank Barclays und die Bank of America als mögliche Käufer für Teile des Instituts ab. Barclays habe sich von den Gesprächen zurückgezogen, und es sei "sehr unwahrscheinlich", dass die Entscheidung revidiert werde, hieß es aus dem Unternehmen. Zur Begründung hieß es, Lehman Brothers erfülle nicht die strengen Anforderungen von Barclays.

Daher teilte Lehman mit, dass  man Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Konkursrechts beantrage. Diese Regelung erlaubt Unternehmen die Sanierung bei laufendem Betrieb, ohne Gläubiger bedienen zu müssen. Experten erwarten bei einem Konkurs der traditionsreichen US-Bank massive Turbulenzen im US-Finanzsektor.

Übernahme im Eilzugtempo
Was die Bank of America anbelangt, so habe diese zugestimmt, Merrill Lynch für rund 44 Milliarden Dollar oder etwa 29 Dollar pro Aktie zu übernehmen, berichtete das "Wall Street Journal". Die Aufsichtsgremien beider Gesellschaften hätten der Übernahme bereits zugestimmt. Merrill Lynch war zuletzt wegen Milliardenverlusten und einem dramatischen Kursverfall immer stärker unter Druck geraten. Die Übernahme durch die Bank of America sei in fieberhaften Verhandlungen binnen 48 Stunden ausgehandelt worden.

Allein durch diesen Deal kam die Bank of America nicht mehr für die Rettung von Lehman Brothers infrage. Ein Gewährsmann sagte am Sonntag in New York, die US-Notenbank und das US-Finanzministerium hätten die Bank of America zur Übernahme von Merrill Lynch gedrängt. Erst vor sechs Monaten hatte die Investmentbank Bear Stearns wegen der Kreditkrise ihrem Zwangsverkauf an den Finanzkonzern J.P. Morgan Chase zustimmen müssen.

Keine Rettung mit Steuergeldern
In Krisensitzungen berieten Vertreter der Fed und des Finanzministeriums am Wochenende mit mehreren Banken über das Schicksal von Lehman Brothers. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie die Rettung finanziert werden kann. Die US-Regierung will eine Rettung nicht mit Steuergeldern finanzieren. Viele Experten glauben nicht mehr, dass die Bank überleben kann. Ein frühes Anzeichen für den Bankrott der Bank war eine Notfall-Handelssitzung der internationalen Derivate-Händler am Sonntagnachmittag (Ortszeit New York), mit dem Risiken im Zusammenhang mit dem später tatsächlich eingebrachten Konkursantrag von Lehman Brothers reduziert werden sollten.

Angesichts des Zusammenbruchs von Lehman Brothers kündigte die US-Notenbank Fed eine Reihe von Initiativen zur Unterstützung der Finanzmärkte an. Damit solle die Liquidität der Primärhändler und der Finanzmärkte allgemein verbessert werden, erklärte Fed-Chef Ben Bernanke am Sonntagabend (Ortszeit). Unter anderem will die Fed zusätzliche Arten von Sicherheiten als Gegenleistung für Geld der Notenbank akzeptieren.

Hilfsfond mit 70 Milliarden US-Dollar
Kurze Zeit später gaben zehn große internationale Banken bekannt, einen mit 70 Milliarden US-Dollar (49,8 Mrd. Euro) dotierten Hilfsfonds einrichten zu wollen, der Kreditinstitute vor Liquiditätsengpässen bewahren soll. Unter anderem solle für einen geordneten Ablauf im Zusammenhang mit den Problemen bei Lehman Brothers gesorgt werden. Bei den zehn Instituten handelte es sich um Bank of America, Deutsche Bank, Credit Suisse, UBS, Barclays, Morgan Stanley, Citibank, Goldman Sachs, JPMorgan und Merrill Lynch.

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