Faymanns Jüngste

“Zeit für eine neue Politik”

Österreich
19.07.2008 20:45
Sie wurde Anfang 2004 mit zarten 22 Wiens jüngste Gemeinderätin, 2007 stieg Laura Rudas in den Nationalrat auf, bei Werner Faymann steht sie nun auf Platz vier der SPÖ-Liste. "Krone"-Interviewerin Nadia Weiss sprach mit der 27-jährigen Jungpolitikerin, die ihrer Partei bei der ersten Nationalratwahl mit Mindestalter 16 viele Stimmen bringen könnte...

Frau Rudas, Sie stehen in der SPÖ nun in der ersten Reihe. Was erhofft oder erwartet sich die Partei von Ihnen?

Rudas: Mein Listenplatz Nummer vier zeigt, dass Werner Faymann junge Menschen und ihre Anliegen ernst nimmt. Er stellt sich nicht nur für ein Foto dazu, sondern möchte sie als Partner in seinem engsten Team haben.

Heißt das, dass Sie die Linie der SPÖ mitbestimmen?

Rudas: Das ist meine Anforderung. Die neue Politik, die wir vertreten wollen, soll auch von der jungen Generation geprägt sein.

Was ist diese "neue Politik"?

Rudas: Die neue Politik, nach der die Menschen verlangen, lässt unterschiedliche Standpunkte zu und arbeitet lösungsorientiert.

Sprechen wir nun von einer Art Polit-Management?

Rudas: Nein, es ist nur eine klare Absage an das bisherige Parteien-Hickhack. Die Werte der Sozialdemokratie, die wir nicht neu erfinden werden, sollen ganz im Gegensatz viel deutlicher und klarer vertreten werden. 

Na ja, gibt es mittlerweile mehr Hickhack innerhalb oder außerhalb der Parteien?

Rudas: Sie können mir glauben, innerhalb gibt es kein Hickhack mehr. Die wichtigste Herausforderung ist es, bei den Wahlen die Nummer eins zu bleiben. Darauf werden sich nun alle innerhalb der Partei gemeinsam konzentrieren.

Welches sind nun die Werte der Sozialdemokratie, die klar vertreten werden sollen?

Rudas: Es geht um eine gerechtere Verteilung des Wohlstands. Wir haben konkrete Vorschläge für eine Steuerreform, für eine langfristige Pensionssicherung und für ein chancengerechtes Bildungssystem. Politik muss Verantwortung übernehmen und wieder mehr den Menschen zuhören.

Sie waren fast zwei Jahre Nationalratsabgeordnete. Haben Sie bisher den Menschen zu wenig zugehört?

Rudas: Selbstkritisch muss man sagen, dass die Politik dazu neigt, zu wenig zu den Menschen zu gehen. Ich denke jedoch, meine Glaubwürdigkeit bei jungen Menschen fußt darauf, dass ich sehr wohl den direkten Kontakt gesucht habe.

Treten Sie für mehr direkte Demokratie ein?

Rudas: Politische Entscheidungen müssen für Menschen greifbarer, nachvollziehbarer werden. Auch nach dieser Wahl wird jener der Gewinner sein, der die Menschen hinter sich hat. Damit kann man politisch Berge versetzen. Nicht die Koalitionsverhandlungen sind allesbestimmend. Am Ende des Tages zählt die Koalition mit den Bürgern.

Sehen Sie eine Volksabstimmung als geeignetes Mittel, den Bürger einzubeziehen?

Rudas: Ich stehe dazu, dass Bürger bei Fragen, die ihnen offensichtlich sehr wichtig sind, mitbestimmen dürfen, auch in Form einer Volksabstimmung.

Auch bezüglich des EU-Reformvertrages?

Rudas: Besser diskutieren als krankschweigen, ist meine Meinung. Im Falle eines neuen Reformvertrages sollte das Volk die Möglichkeit bekommen, selber eine Entscheidung zu treffen.

Interessiert junge Menschen das Thema EU?

Rudas: Doch, sehr. Für meine Genereneration ist die Mitgliedschaft zur EU eine Selbtsverständlichkeit. Wenn ich daher die EU kritisere, heißt das noch lange nicht, dass ich anti-europäisch bin. Ich bin gegen die schwarz-blaue Regierung auf die Straße gegangen. Deswegen war ich aber auch nicht anti-österreichisch. Die EU-Mitgliedschaft bringt viele Vorteile, vieles läuft aber auch nicht so, wie es sein sollte. Darüber soll offen diskutiert werden dürfen.

Vor ziemlich genau zwei Jahren bin ich hier mit dem damaligen Spitzenkandidaten der SPÖ, Alfred Gusenbauer, gesessen. Er sprach von den Werten der Sozialdemokratie, gerechter Verteilung des Wohlstandes und davon, dass er den Menschen zuhören will. Warum glauben Sie, dass die "neue Politik" nicht im Regierungs-Alltag scheitern wird?

Rudas: Die Retro-Politik von Wolfgang Schüssel und Wilhelm Molterer hat vieles nicht zugelassen. Ihnen ging es mehr um Partei-Strategien als um Verbesserungen für das Land. Ich habe selber oft erlebt, dass ÖVP-Kollegen sehr wohl mit uns einen Kompromiss gefunden haben, dann aber von oberster Stelle aus Partei-Räson zurückgepfiffen wurden.

Somit hätte die "neue Politik" mit Wilhelm Molterer als Partner keine Chance?

Rudas: Es wird einen großen Unterschied machen, wer in der ÖVP nach den Wahlen das Sagen hat. Mit Molterer wird es schwierig sein, irgendetwas zu verändern. Mit einer ÖVP unter Josef Pröll würde es aber wieder ganz anders aussehen.

Neuwahlen als teures Mittel zum Personalwechsel an der Spitze?

Rudas: Man kann es auch so sehen, dass es ein ziemlich teures Mittel war, damit gewisse Personalrochaden in der ÖVP nicht stattgefunden haben. Wilhelm Molterer scheint die Flucht nach vorne gewählt zu haben, um nicht innerparteilich abmontiert zu werden. Sollte sich durch die Wahlen wirklich etwas ändern, dann hat es sich aber dennoch ausgezahlt.

Was passiert sonst? Würden Sie bei einer Koalition mit der FPÖ aus der Partei austreten?

Rudas: Eine solche Koalition wird es nicht geben.

Wenn doch, was wären Ihre Konsequenzen?

Rudas: Ich würde in keiner Koalition mit der FPÖ sitzen und ich bin mir auch sicher, dass es dann keinen Kanzler oder Minister Faymann geben würde. Dafür kenne ich ihn und seine Standpunkte lange und gut genug.

Wie lange kennen Sie sich?

Rudas: Seit ich 19 bin. Später war ich dann im Wiener Gemeinderat, als er Wiener Stadtrat war.

Wer hat Sie damals protegiert? Oder wie schafft man es sonst mit 22 in eine politische Spitzenposition?

Rudas: Ich wurde in der SPÖ besonders von starken Frauen unterstützt, wie zum Beispiel Renate Brauner.

Haben Sie Angst, in der Politik verheizt zu werden?

Rudas: Politik macht mir Spaß und wird immer mein Leben bestimmen. Ob ich immer Politikerin sein werde, weiß ich nicht. Warum sollte ich mein ganzes Leben jetzt planen? 

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt