"Guter Zeitpunkt"

Schaunig: “Ich gehe mit Wehmut, aber ich gehe”

Kärnten
10.07.2008 13:32
Am Dienstagabend hat Gaby Schaunig mehr als überraschend ihren Rücktritt als SP-Chefin und Landeshauptmann-Stellvertreterin erklärt. Nicht zuletzt wegen Landeshauptmann Jörg Haider. "Er schadet Kärnten", sagt sie. Die "Kärntner Krone" traf Schaunig zum Abschieds-Interview über orange Günstlingscliquen und rote Zerreißproben.
Kärntner Krone: Gaby 09 hätte Ihr Wahlkampfslogan sein sollen. Teure Werbung ist fertig, dennoch gehen Sie? 
Gaby Schaunig: Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Habe zwei, drei Wochen schon überlegt. Da gab's Phasen, wo ich ständig anders darüber gedacht habe. Ja, nein, ja - aber es ging nicht mehr.

Kärntner Krone: Warum? 
Schaunig: Wegen Jörg Haider. Wegen dieser politischen Unkultur in Kärnten. Wegen Diffamierungen und Beleidigungen. Und weil ich nicht so werden möchte wie er: Verbissen von einem Termin zum anderen hetzen, um sich nicht selbst zu spüren.

Kärntner Krone: Ihnen wurde vorgeworfen, nicht so hart zu arbeiten und hinterherzuhinken. 
Schaunig: Also bitte, ich habe sogar noch am Sonntag von früh bis spät Termine gemacht! Ich arbeite bis zuletzt - ich bin deswegen erst am Dienstag zurückgetreten, weil ich vorher noch wichtige Sachen wie Pflegeheime und Behindertenbeihilfe erledigen wollte.

Kärntner Krone: Sie werfen Haider vor, zu hart zu sein. Sie haben bei Ihrer Wahl 2005 aber auch gesagt, Sie wollen Haider fertig machen. 
Schaunig: Ich habe ihn immer nur politisch angegriffen, nie persönlich. Ich stehe dazu, dass ich der Ansicht bin, er schadet Kärnten. Ich halte seine Günstlingsclique nicht aus. Und diese Selbstbedienung an Landesgeldern - Birnbacher war ja die Spitze des Eisberges...

Kärntner Krone: Sie verweigern Haider seit Langem den Handschlag. 
Schaunig: Weil er meinen Mann beleidigt hat! Aber das muss den Herrn Landeshauptmann so beschäftigten, dass er das ständig erwähnt...

Kärntner Krone: Wenn Sie als Motiv für Ihren Rücktritt immer wieder Haider anführen - geben Sie ihm dann nicht mehr Bedeutung, als Sie je wollten? 
Schaunig (kurzes Zögern): Ich will öffentlich machen, mit welchen Methoden er arbeitet. Der Wähler muss das wissen und dann entscheiden.

Kärntner Krone: Apropos Wähler - Die SP-Umfragewerte sind schlecht. 
Schaunig: Lieber schlechte Umfragen und dann bei der Wahl vorne liegen als umgekehrt.

Kärntner Krone: Dennoch übergeben Sie Rohr kein leichtes Amt - acht Monate vor der Wahl. 
Schaunig: Es ist ein guter Zeitpunkt. Ich habe alles vorbereitet, hinterlasse eine geeinte Partei... schauen Sie, man kann eine Spitzenfunktion nur mit mehr als 100 Prozent ausfüllen. Und bei mir sind keine 100 Prozent mehr da. Meine persönliche Zufriedenheit ist mir wichtiger.

Kärntner Krone: Sie sprechen von "geeinter Partei". Ist das so?
Schaunig: Ich bin überzeugt, dass die Kärntner SP die Wahl gewinnt! Es gibt einen, der uns schlagen kann: wir selbst. Wenn wir nicht an einem Strang ziehen. Die Klagenfurter Geschichte (Wahlbetrug, Anm.) war so eine Zerreißprobe.

Kärntner Krone: Sie sorgen sich also weiter um die SP. 
Schaunig: Ich bin ja mit Leib und Seele Sozialdemokratin! Aber ich bin überzeugt, dass meine Entscheidung richtig ist. Ich gehe mit Wehmut, aber ich gehe.

Kärntner Krone: Wohin? 
Schaunig: Zunächst in die Freizeit. Und dann? Wir werden sehen. Es gibt Angebote.

Kärntner Krone: Theoretisch sind Sie arbeitslose Juristin. 
Schaunig: Theoretisch. In die Arbeiterkammer kann ich ja nicht zurück.

Kärntner Krone: Und in die Politik?
Schaunig: Sag niemals nie!

Interview: Kerstin Wassermann/Kärntner Krone

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