Lob und Tadel

Pressestimmen zum Deutschland-Spiel

Fußball
17.06.2008 16:18
Die internationale Presse ist nicht gerade begeistert von der Leistung, mit der Deutschland Österreich 1:0 besiegte. Vor allem deutsche Medien fanden wenig Gutes am Spiel ihres Teams. Auch die ÖFB-Elf kommt nicht ungeschoren davon: Die Rede ist von "limitierten Gastgebern" und "schwachen Österreichern". In den meisten Berichten gibt es aber auch Lob für unsere Mannschaft.

DEUTSCHLAND:
"Bild": "Lehmann hält alles! Gomez trifft nix. (...) Das große Zittern hätte uns Gomez ersparen können... (...) Ballack erlöst uns (...) Das Positive: Wir stehen nach dem 1:0 gegen Österreich im Viertelfinale, haben ein zweites Cordoba verhindern können. (...) Das Negative: Die Art und Weise, wie sich Deutschland gegen die drittklassigen Ösis (Nr. 92 der Weltrangliste, noch hinter Mosambik) weiter wurschtelte, muss zu denken geben. Es war bis zum Ballack-Tor eine Nervenschlacht mit vielen individuellen Fehlern. (...) Jogi Löw zeigte zum ersten Mal wie schwer der Druck auf seinen Schultern lastet - wie könnte man seine Verbannung vom Spielfeld anders erklären?"

"Süddeutsche Zeitung" (Online-Ausgabe): "Bitte weiterrumpeln! (...) Die deutsche Nationalelf gewinnt gegen Österreich, überzeugt aber spielerisch erneut nicht. (...) Endlich ist alles wieder wie früher. Denn, merke: Wer rumpelt, der siegt. (...) Der Freistoß - ein Schuss des Spielers mit der Nummer 13, der schneller flog, als Michael Schumachers Ferrari auf der Geraden raste. Ein Wunder, dass das Netz diesen Ball halten konnte. Dieses Tor war der unveränderliche Stempeldruck, den Ballack dem Spiel gab. Und damit war es nicht mehr so wichtig, dass auch die Partie in Wien keines der besten seiner Länderspiele war."

"Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ): "Zwischen Wunsch und Wirklichkeit (...) Alle Protagonisten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) atmeten nach dem Schlusspfiff im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion spürbar auf und ihre erleichterten Gesichter sprachen Bände - die in den vergangenen Tagen so oft in Erinnerung gerufene 'Schmach von Cordoba' hatte sich in abgewandelter Form nicht wiederholt. (...) Mit dem Sieg in Wien ist Cordoba vergessen. (...) Dank Ballack zerstörten die Männer in Schwarz und Weiß den trotzigen Glauben des ganz in rot daherkommenden Mit-Veranstalters an ein 'Wunder von Wien'. (...) Schwachpunkt in der Defensive war abermals Metzelder, der oft zaghaft in die Zweikämpfe ging und gegen Österreichs Ein-Mann-Sturm Erwin Hoffer nicht immer gut aussah."

SCHWEIZ:
"Basler Zeitung": "Wien 2008 ist nicht Cordoba 1978. (...) Gegen reichlich limitierte Gastgeber traten die Deutschen erneut nicht wie ein Titelanwärter auf und konnten froh sein, dass die Österreicher in ihrem Kader nicht einen Stürmer mit internationalem Format hatten. (...) Seit vergangenem Donnerstag hatten die Österreicher 94 Stunden Zeit, sich in eine Fußball-Wunderwelt hineinzusteigern, während im deutschen Lager das Schreckensszenario auf eine kurze Formel gebracht werden konnte: Eine Blamage und dann auch noch gegen die 'Ösis'."

"Berner Zeitung": "Was hatte Österreich nicht alles vorgekehrt: Es hatte seine alten Helden alle noch einmal entstaubt und sie zur Unterstützung des Nationalteams vorsprechen lassen. (...) Genutzt hat das alles nichts. Das 'Wunder von Wien' wurde abgesagt. (...) Die österreichische Kapitulation erreichte Deutschland kurz nach 22 Uhr (...) Da stand fest, dass Ivica Vastic, (...) der in den letzten Tagen zum österreichischen Fußball-Messias aufgestiegen war (...) definitiv nicht zum Einsatz kommen würde."

"Blick": "Ballack schießt Ösis ab (...) Vor Ballacks Traumtor hätte die Partie auch auf die andere Seite kippen können - und womöglich hätte Österreich tatsächlich ein 'zweites Cordoba' erlebt. (...) Österreich mag talentierte Spieler im Team haben, doch es hat keinen Mann, der auch nur annähernd über die individuelle Klasse Ballacks verfügt."

"Neue Zürcher Zeitung" (NZZ): "Die Austria-Equipe spielte solide, teilweise frech. Doch der deutsche Captain Ballack ließ mit seinem Freistoßtor die Träume Österreichs platzen. (...) Je länger die Partie dauerte, desto weniger ließ sich die - spielerisch nicht überzeugende - DFB-Equipe in Bedrängnis bringen. (...) Die EURO geht bald in die entscheidende Phase. Auch ohne Österreich."

"Tagesanzeiger": "Deutschland entging der Schmach von Wien (...) Österreich geht mit diesem 0:1 als schlechtester Gastgeber in die EM-Geschichte ein. (...) Sie taten zu wenig, um das 'Wunder von Wien' zu schaffen, von dem ganz Österreich in den vergangenen Tagen gesprochen hatte. (...) Aber: Dass Österreich zweimal nur 0:1 verlieren würde und beim 1:1 gegen Polen einen Punkt gewann - das hatten der Mannschaft im Vorfeld selbst viele Landsleute nicht zugetraut."

"Le Temps": "Man kann von einer Qualifikation mit Rabatt für die Deutschen sprechen, die defensiv genauso desaströs spielten wie gegen Kroatien (...). Bei Rot-Weiß-Rot fiel eine bizarre 3-5-1-1-Taktik auf (...) Die Lehre aus diesem Spiel: Die Portugiesen haben gute Chancen, das Hindernis (Deutschland im Viertelfinale) zu überwinden."

FRANKREICH:
"Le Parisien": "Natürlich Deutschland. Die Deutschen brüsten sich bei ihrem Erwachen heute früh gewiss nicht. Aber sie haben zumindest die Genugtuung, das Ticket für das Viertelfinale erhalten zu haben."

"L'Equipe": "Trotz eines mutigen Widerstands ist es doch Deutschland, das nach dem Sieg am Montag in Wien an zweiter Stelle der Gruppe B in das Viertelfinale kommt. Trotz des positiven Ergebnisses werden die künftigen Gegner vor allem die Mängel der Partner von Lukas Podolski im Gedächtnis behalten."

"Dernieres Nouvelles d'Alsace": "Deutschland hat seine Qualifikation für das Viertelfinale gesichert, indem es Österreich schlug, aber es hat nach schwerfälligen 90 Minuten nicht seinen Status als europäischer Titelanwärter wieder gefunden."

SCHWEDEN:
"Aftonbladet": "Freistoßkanone brachte Deutschland weiter. Michael Ballack erlöste sein Land durch ein Traumtor. Es wurde ein heißes Prestigetreffen Österreich-Deutschland - außerhalb des Spielfeldes. Kurz vor der Pause wurden beide Trainer ausgeschlossen."

"Dagens Nyheter": "Ballacks Geschütz war genau das, was notwendig war, um eine peinliche Serie zu unterbrechen. Davor hatte die EM kein einziges Freistoßtor zu verzeichnen. Diesmal schon - und das ist das mindeste, was man dazu sagen kann."

FINNLAND:
"Ilta-Sanomat":
"Deutschland weiter - Trainer auf die Tribüne. Österreich hat es nicht geschafft, seine 30 Jahre zurück liegende Heldentat zu wiederholen und Deutschland in einer Endrunde zu besiegen."

NORWEGEN:
"Aftenposten": "Ballack schoss Deutschland weiter. Ein sensationelles Tor - mit einem gekonnten Pferdetritt knallte er den Ball in die Kreuzecke. Ein Gustostück - und völlig unhaltbar für Österreichs Torhüter Jürgen Macho."

DÄNEMARK:
"Sporten.dk": "Der Triumph des großen Bruders. Michael Ballacks Rakete brachte Deutschland nach heldenhaftem Einsatz Österreichs ins Viertelfinale." 

TSCHECHIEN:
"Mlada fronta Dnes": "Österreich lebte in der Hoffnung, dass es im Falle des Sieges weiter kommen würde, und zwar zum Nachteil Deutschlands. Allerdings hätte der deutsche Kapitän Ballack nicht auf dem Platz sein dürfen (...) Das österreichische Volk träumte von einem weiteren Fußball-Wunder. (...) Diesmal gelang es nicht. Zwar brach in Wien ein Fußball-Wahnsinn aus und die deutschen Fans wurden mit Parolen 'Willkommen in Cordoba' begrüßt. Allerdings reichte die bloße Euphorie der Österreicher nicht."

"Sport": "Die Deutschen rissen die Österreicher aus den Viertelfinal-Träumen."

ITALIEN:
"Gazzetta dello Sport": "Österreich scheidet mit Würde aus der EURO 2008 aus. Die Grenzen der Gastgeber waren bekannt, Österreich hat vor allem ein Starstürmer gefehlt. In drei Spielen hat es nur der alte Vastic zu einem Tor geschafft, doch er ist nur wenig zum Einsatz gekommen. Linz, der angeblich der erfolgreichste Spieler hätte sein sollen, ist gescheitert. Sein Ersatz Hoffer hat keine Spur hinterlassen. Keine schlechte Figur hat Garics von SSC Napoli gemacht, doch um in dieser Europameisterschaft weiterzukommen, war einfach mehr notwendig."

"Corriere dello Sport": "Dies. Ein volles Stadion und viel guter Wille genügten Österreich nicht, um den Sieg zu schaffen, wie im Jahr 1978. (...) Österreich war zu unbeholfen, um sich gegen Deutschland durchzusetzen."

"Tuttosport": "Österreich hat alles getan, um das europäische Abenteuer fortsetzen zu können. In der ersten Halbzeit hat die Mannschaft gegen die besseren Gegner hart gekämpft und niemals aufgegeben. Hickersbergers Mannschaft, man muss es zugeben, kann mit Stolz unter dem Applaus ihrer Tifosi das Stadion verlassen."

"La Stampa": "Deutscher Walzer: Deutschland bedankt sich bei Ballack und bereitet sich auf das Match gegen Portugal vor. Nach den Schweizern müssen sich nun auch die Österreicher von der EURO 2008 verabschieden. Paare funktionieren oft nicht. Die UEFA soll bei der Organisation der nächsten EM daran denken."

SPANIEN:
"Marca":
"Deutschland hielt Wort und wahrte das Gesicht. Die Österreicher probierten es bis zum Umfallen, aber sie wurden nicht belohnt. Eine wahre Rakete von Ballack reichte den Deutschen, um weiterzukommen. Die Österreicher müssen sich damit begnügen, dass sie als Gastgeber eine ausgezeichnete Figur abgegeben haben. Der österreichische Stolz: Die Heimmannschaft zeigte, dass sie sich niemandem ergibt und kämpfte bis zum Schluss, um das Wunder doch noch wahr zu machen."

"El Pais": "Ein 'golazo' (Bezeichnung für ein Tor, bei dem man sehr viel Können benötigt) von Ballack machte dem österreichischen Enthusiasmus ein Ende. Für den einzigen Touch von Qualität sorgte bei den Österreichern Kapitän Ivanschitz. Österreich kam gut über die Seiten, aber die Flanken waren meist eine Fehlzündung."

"El Mundo": "Deutschland kam mit einem Minimalaufwand weiter. Ballacks Freistoßtor schaufelte den schwachen Österreichern das Grab. Österreich konnte das Tor von Lehmann nie gefährden. Josef Hickersberger setzte auf ein offensiveres Konzept mit Korkmaz und Hoffer gemeinsam mit Harnik, einem jungen Stürmer, der eine interessante Generation anführt. Sie waren Halbfinalisten der U20-WM. Die EURO kam für sie aber zu früh."

"As": "Halb Europa beschwerte sich über die Schiedsrichter, als Mejuto Gonzalez erschien und seine Waffe zog, um die Trainer von Österreich und Deutschland hinauszuschmeißen. Ballack trübte einen Bombentreffer mit seinem Jubel. Der deutsche Kapitän hielt sich den Finger vor den Mund und hieß die enthusiastischen österreichischen Anhänger zu schweigen. Dabei hatten sie sich den ganzen Tag über auf den Straßen von Wien mit den Fans aus Deutschland verbrüdert. Es ist ja noch nicht so lange her, dass das eine Land das andere annektierte."

Nachrichtenagentur EFE: "Ein Blitz von Michael Ballack, ein Mordstritt, aus 20 Metern war genug, um Deutschland in das Viertelfinale zu bringen und Österreich mit Würde zu verabschieden. Die Österreicher bauten ihre Hoffnungen auf der Vergangenheit auf, auf dem Mythos von Cordoba, aber in der Gegenwart war dies nicht zu wiederholen. Dabei konnten sie in der ersten Hälfte die Distanz, die sie von Deutschland trennt, reduzieren. Angetrieben durch die Unterstützung von den Rängen zeigten sie viel guten Willen. Aber sie stolperten über ihre technischen Defizite, die sie bei solchen Großereignissen von der Elite trennen."

Spanisches Fernsehen TVE: "Die Österreicher kämpften mit viel Herz, es fehlte ihnen aber die Qualität im Abschluss. Deutschland gewann, ohne viel zu zeigen."

PORTUGAL:
"A bola": "Deutschland auf dem Weg nach Portugal. Früher als erwartet kommt es zu diesem Duell, das eigentlich erst für das Halbfinale vorgesehen gewesen war. Deutschland dominierte, aber die Österreicher hielten dagegen und der Schiedsrichter raubte ihnen in der 17. Minute einen klaren Elfer."

"O jogo": "Deutschland ohne Trainer gegen Portugal. Um die Deutschen zu schlagen, muss Portugal einfach seinen besten Fußball spielen. Dann haben wir von ihnen nichts zu befürchten."

NIEDERLANDE:
"Algemeen Dagblad": "Es war ein schwaches Spiel, vom Niveau her weit entfernt von der Partie in Cordoba. Österreich wollte, konnte aber nicht, weil Spannung und Qualität fehlten. Das Niveau beider Teams, auch jenes der deutschen Mannschaft, war bedenklich. Niemand in Deutschland wird von diesem Team beeindruckt sein. 50 Minuten lang blieb den Österreichern immerhin die Hoffnung auf ein Wunder von Wien."

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(Bild: KMM)



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