Aufholjagd gekrönt

Fatih Terim: “Europa wird sich an uns erinnern”

Fußball
16.06.2008 18:57
Es war eines der größten Comebacks in der Geschichte der Fußball-EM. Erneut hatte die Türkei in den Schlussminuten ein Spiel gedreht. Doch das 3:2 am Sonntag in Genf gegen Tschechien übertraf das 2:1 vier Tage davor gegen die Schweiz noch einmal um Welten. Niemand hätte bei zwei Toren Rückstand 15 Minuten vor Schluss noch einen Cent auf die Türken gesetzt - außer diese selbst. Nun treffen sie am Freitag im Viertelfinale in Wien auf Kroatien.

"Wir haben immer daran geglaubt", versicherte Teamchef Fatih Terim. "Ich bin froh, dass ich eine Mannschaft habe, die niemals aufgibt - bis der Schiedsrichter pfeift." Der Anschlusstreffer von Arda Turan, der schon gegen die Schweiz in der Nachspielzeit das 2:1 erzielt hatte, setzte noch einmal neue Kräfte frei. Am Ende war es Kapitän Nihat, der erst von einem Patzer von Tschechien-Keeper Petr Cech profitierte (87.) und die Türkei zwei Minuten später in den siebten Fußball-Himmel schoss.

Bei einem Unentschieden hätte erstmals in der EM-Geschichte nach der Gruppenphase ein Elfmeterschießen über den Aufstieg entschieden. "Viele haben nach dem 2:2 ein Elferschießen erwartet, aber ich habe der Mannschaft signalisiert, noch einmal nachzusetzen", erklärte Terim. "Wir haben der Welt gezeigt, wozu wir fähig sind. Ich bin ein Mensch, der nie die Hoffnung verliert."

"Arschtritt" von Fatih Terim
Das taten auch seine Spieler nicht. Nach einer schwachen ersten Hälfte übernahmen die Türken nach der Pause das Kommando. "Der Trainer hat uns in der Pause einen Arschtritt gegeben. Das war auch bitter nötig", erklärte Außenverteidiger Hamit Altintop. Der Bayern-München-Legionär hatte zu allen drei Toren die Vorarbeit geleistet - wenngleich jene zum Ausgleich durch Nihat unter großer Mithilfe von Cech gestanden war.

Hunderttausende hatten daraufhin in der Türkei auf den Straßen gefeiert. Die türkische Presse bejubelte einen der größten Triumphe ihrer Fußball-Historie. "Ein atemberaubendes Comeback. Die türkische Mannschaft hat Geschichte geschrieben", schrieb die Zeitung "Hürriyet". "Das ist wie ein Heldenepos", ergänzte die "Milliyet". "Das Selbstvertrauen ist am Höhepunkt. Diese Spieler werden sich nicht so bald besiegen lassen."

"Europa wird sich an uns erinnern"
Denn nun stehen die Türken wie im Jahr 2000 im Viertelfinale - und wollen mehr. "Wir werden jeden Tag besser", versicherte Terim. "Ich habe nach dem Spiel gegen die Schweiz versprochen, dass man sich an uns erinnern wird. Und ich sage es noch einmal. Europa wird sich an uns erinnern." Zusätzlich zu den Verletzungssorgen fehlen Terim gegen Kroatien allerdings auch Keeper Volkan und Mittelfeldspieler Mehmet Aurelio wegen Sperren.

"Wir sind ein gutes Team. Wir können das kompensieren", meinte Terim. Für Volkan, der sich in der Nachspielzeit für einen unnötigen Rempler gegen Tschechiens Sturmtank Jan Koller die Rote Karte abgeholt hatte, wird der 35-jährige Routinier Rüstü Recber ins Tor rücken. Dazu sind die Stammspieler Emre Belözoglu, Tümer Metin und Gökhan Zan verletzt. Aber dass die Türkei das Unmögliche möglich machen kann, hat sie nicht erst einmal bewiesen.

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(Bild: KMM)



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