Wir suchen eine Frau!

Trachtenschneider Willi Lanz lässt sich nicht einschüchtern

Salzburg
30.12.2009 16:14
200 aufmunternde E-Mails hat Willi Lanz bekommen, seit er mit einem schlichten Stelleninserat ins Fadenkreuz der Gesetzeshüter geraten ist. Grund: Der Trachtenmoden-Händler sucht explizit eine Schneiderin. Das verstößt gegen das "Gebot der geschlechtsneutralen Stellenausschreibung". Für die Salzburger "Tratzerei".

"Krone": Herr Lanz, gab es für Sie heuer eigentlich einen Weihnachtsfrieden?
Willi Lanz: Es waren aufregende Tage. Als die Androhung der Strafe über 360 Euro ins Haus geflattert ist, dachte ich, ich sehe nicht richtig.

"Krone": Was war denn der Grund für die Aufregung?
Lanz: Dass ich explizit eine Schneiderin gesucht und die Anzeige nicht geschlechtsneutral gehalten habe. Aber ich bleibe dabei: Ich suche für die Damen unter den Kunden eine weibliche Schneiderin.

"Krone": War das die erste Stellenanzeige, die Sie so gehalten haben?
Lanz: Ganz ehrlich: nein! Ich halte das seit Jahren so und ob es gewissen Leuten passt oder nicht: Das werde ich auch beibehalten. Schließlich wäre es unfair, wenn sich auch Männer die Mühe machen, sich zu bewerben und ohnehin keine Chance auf die Stelle haben.

"Krone": Warum muss es für diesen Job eine Frau sein?
Lanz: Weil bei uns der Kunde immer der König ist. Wir bieten hervorragendes Service und ich halte das seit 30 Jahren so: Die Männer werden von einem Schneider betreut, die Frauen von einer Schneiderin. Der Erfolg gibt uns Recht, schließlich sind wir ein Traditionsbetrieb.

"Krone": Haben Sie die 360 Euro eigentlich schon bezahlt?
Lanz: Nein, weil es nur eine Androhung war. Wenn ich wieder so inseriere, dann muss ich zahlen. Das wird passieren, weil ich mich erstens von meinem Weg nicht abbringen lasse und nach wie vor eine Schneiderin suche. Und zweitens mache ich mir darüber wirklich keine Sorgen.

"Krone": Warum nicht?
Lanz: Es haben sich schon zahlreiche Unterstützer gemeldet. Nach dem Motto "Mach' weiter so, wir übernehmen das Bußgeld". Außerdem bekam ich 200 E-Mails aus ganz Österreich, die mich unterstützen. Es haben sich Anwälte gemeldet, die mich in dieser Sache gratis vertreten würden. Mein Fazit: Die Bevölkerung steht hinter mir, das ist am wichtigsten.

von Melanie Hutter, Kronen Zeitung

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