1,2 Millionen Euro war das Bauland wert, 4.000 Quadratmeter groß. Ein angesehener Dornbirner war verwitwet und ohne Kinder gestorben. Seine Geschwister erwarteten, den Grund zu erben. Sie einigten sich: Ein Kurator vom Gericht sollte die Verlassenschaft regeln.
Fälscher wollten über "Umweg" zu Erbe gelangen
Damit gerieten die Erben in die Fänge der Fälscher. Zum Kurator wurde Jürgen H. bestellt, der jetzt in U-Haft sitzt – doch damals ahnte keiner etwas von Fälschungen. Im Haus des Toten „fand“ Jürgen H. ein Testament. Mit Überraschungen: Die Geschwister sollten bloß ein Drittel erben, ein weiteres Drittel war entfernten Verwandten zugedacht. Und ein weiteres Drittel (Wert: 400.000 Euro) sollte eine Pensionistin erben, die niemand kannte – sie hatte aber einen Sachwalter. Auf diesem Umweg hätten sich die Fälscher ihren Anteil dann schenken lassen. Die entsetzten Geschwister fochten den gefälschten Letzten Willen erfolgreich an.
Da fand der Kurator ein zweites Testament – diesmal war die unbekannte Rentnerin sogar als Alleinerbin eingesetzt. Und dazu entdeckte er ein Testament der alten Frau: Sie hatte im Pflegeheim angeblich schon zu Lebzeiten alles verteilt – mit der Auflage, den Grund „so schnell wie möglich zu verkaufen“. Trotz Protesten der Geschwister wurde das Testament vom Kurator anerkannt. „Haupterbe“ war Peter H., der als Buchhalter in Salzburg lebte und oft von Jürgen H. mit Erbschaften bedacht wurde. Er erhielt 38 Prozent des Grundes, die übrige Liegenschaft ging an andere Scheinerben.
Als der Skandal um die gefälschten Testamente aufflog, ahnten die Geschwister sofort, dass auch sie um das Erbe ihres toten Bruders geprellt worden waren. Die Überprüfung zeigte: Alle drei Testamente, die Jürgen H. „gefunden“ hatte, waren gefälscht. Erbe und Verkauf des Grundstücks wurden rückabgewickelt – erst dann bekamen die Geschwister ihr Recht.
von Robert Redtenbacher, Kronen Zeitung
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