Amoklauf an Schule

18-jähriger Täter aus Koma erwacht

Ausland
21.09.2009 12:53
Vier Tage nach dem Amoklauf an einem Gymnasium im mittelfränkischen Ansbach ist der schwer verletzte Täter aus dem künstlichen Koma erwacht. Da der 18-Jährige zu den wenigen Amokläufern gehört, die ihre Tat überlebt haben, erhoffen sich die Ermittler nun von seiner Befragung Aufschluss über die Beweggründe.

Sollte sich der Gesundheitszustand des 18-Jährigen nicht wieder verschlechtern, werde noch im Laufe des Tages der Haftbefehl wegen zehnfachen versuchten Mordes gegen ihn eröffnet.

In Ansbach hatte der 18-jährige Täter am Donnerstag mit fünf Brandsätzen, vier Messern und einer Axt bewaffnet einen Anschlag auf seine Schule verübt. Dabei wurden neun Schüler und ein Lehrer verletzt. Zwei 15-jährige Mädchen erlitten lebensgefährliche Verletzungen. Der Täter selbst wurde von einem Polizisten niedergeschossen und schwer verletzt.

Opfer auf dem Weg der Besserung
Eine der beiden lebensgefährlich verletzten Schülerinnen aus der zehnten Klasse erlitt ein offenes Schädel-Hirn-Trauma durch einen Schlag mit der Axt auf den Kopf, ihre Mitschülerin schwere Brandwunden. Beide Mädchen sind seit Freitag außer Lebensgefahr und weiter auf dem Weg der Besserung, wie es aus gut informierten Kreisen hieß.

Amoklauf war offenbar minutiös geplant
Laut einem Zeitungsbericht hatte der 18-jährige Täter seinen Amoklauf offenbar über Monate hinweg "minutiös geplant und exakt in die Tat umgesetzt". Der Täter hatte es sich angeblich zum Ziel gesetzt, möglichst viele Menschen zu töten und die Schule niederzubrennen, berichtete die "Augsburger Allgemeine". Sein Vorbild seien frühere Schulmassaker in den USA und in Deutschland gewesen. Der junge Mann habe damit gerechnet, dass er von der Polizei getötet werde.

Die Staatsanwaltschaft Ansbach will heute Nachmittag auf einer Pressekonferenz Ermittlungsergebnisse bekannt geben. Der Täter soll in psychotherapeutischer Behandlung gewesen sein, war bisher aber nicht durch gewalttätiges Auftreten aufgefallen. Den Amoklauf hatte der angehende Abiturient als "Apocalypse Today" in seinen Kalender für den 17. September eingetragen.

Konkrete Pläne auf Laptop entdeckt
Im gelöschten Bereich des sichergestellten Laptops des 18-Jährigen konnten nach Angaben der Zeitung umfangreiche Dokumente rekonstruiert werden. Sie belegen angeblich, dass der junge Mann bereits Mitte April einen Amoklauf im Sinn hatte und dass er bereits Mitte Mai erste konkrete Pläne ausarbeitete - bis hin zu Tatzeit, Bewaffnung und Etage des Schulgebäudes. Sein Plan soll es gewesen sein, die Schüler mittels Feuer aus ihren Klassenzimmern zu treiben und auf der Flucht mit der Axt zu attackieren. Außerdem gehe aus den Dokumenten hervor, dass der 18-Jährige keine bestimmten Personen im Visier hatte.

1.000 Besucher bei Trauergottesdienst
Im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes hatten am Sonntagabend rund 1.000 Menschen der Opfer des Amoklaufs gedacht. Für die beiden schwer verletzten Mädchen, die Lehrer und Schüler sowie die Familie des Amokläufers entzündeten Teilnehmer des Gedenkgottesdienstes Kerzen.

Schüler des Gymnasiums waren in Gruppen in die Kirche gekommen, dabei wichen sie den vor der St.-Johannis-Kirche wartenden zahlreichen Fernsehteams bewusst aus. In der Kirche rückten sie still zusammen - viele vergossen Tränen.

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