Trainer-Aus in Nis

Pacult in Serbien: “Hier gehen die Uhren anders”

Sport
05.09.2017 08:46

Serbien greift am Dienstag nach dem WM-Ticket. Wie "kurios" dort der Fußball läuft, bekam Trainer-Legionär Peter Pacult zu spüren. Trotz starken Starts endete sein Nis-Abenteuer.

Beim 1:1 im Juni gegen Wales saß er in Belgrad auf der Tribüne. "Ein gutes Team, spielerisch stark." Aber eigentlich auch für Peter Pacult nicht besser als Österreich. Letztlich irrte auch der Wiener. Denn mit einem Dreier heute in Dublin hätten die Serben ihr WM-Ticket fast schon fix. Während die Koller-Truppe...

Das ist umso schmerzhafter, wenn man weiß, wie in Serbien der Fußball läuft. Peter Pacult gewährt  Einblicke über seiner Ära in Nis, die am Montag abrupt endete. Doch der Reihe nach: Knapp 850 Kilometer von Wien entfernt, an der Grenze zu Bulgarien, war Rapids letzter Meistermacher ins kalte Wasser gesprungen: Radnicki Nis, serbische Liga. Ein Abenteuer. Aber für PP normal: "Trainer ist mein Job und meine Leidenschaft."

Kein Trainingsplatz und Bewässerung mit Gartenschlauch
Im Mai kam in Wien ein Herr Toncev auf ihn zu. Laut Pacult eine Art "inoffizieller Präsident". Ein Politiker, Geschäftsmann, der Herr über das Budget. "Man wolle in Nis einen Umbruch, einen Trainer mit  anderer Mentalität, der etwas aufbaut", wurde Pacult Radnicki schmackhaft gemacht. Zu Jugoslawien-Zeiten war der Klub ja eine fixe Größe, sogar im UEFA-Cup-Halbfinale. Aber das ist nicht der Grund, warum der 57-Jährige sagt: "Hier ist die Zeit irgendwie stehen geblieben."

Kein Versprechen wurde  eingehalten: Trainingsplatz? Gibt es nicht wirklich. Trainiert wurde im Stadion. Entsprechend ist das Grün beieinander. Ohne Sprinkleranlage. Mehr mit dem Gartenschlauch. "Hier wird auf die altmodische Art bewässert." Videoanalyse? "Damit brauchst hier gar nicht anfangen." Richtige Ernährung? "Vergiss es. Beim Frühstück trinken die Spieler ein Joghurt, essen ein Weißbrot und sind nach fünf Minuten weg. Ich wusste, dass hier die Uhren anders gehen, aber so."

Dass man vor Auswärtsspielen in Mehrbettzimmern mit Mücken bei 50 Grad nächtigt. Kann vorkommen. Sogar direkt an der Hauptstraße. "Da glaubst, der Lkw fährt durchs Zimmer", rieb sich Pacult die Augen.

Umso erstaunlicher seine starke Bilanz: Nach sieben Runden, vier Siegen und nur einer Pleite Platz fünf, zwei Punkte hinter Leader Roter Stern in der 16er-Liga. Mit Ex-GAK-Kicker Boban Dmitrovic verordnete PP Radnicki eine Frischzellenkur. Und sollte den Klub ohne Budget zurück in den Europacup führen. Illusorisch. Das wusste er, aber scheinbar nicht alle in Nis.

"Meine Arbeit wurde ständig blockiert"
So kam es am Montag zur einvernehmlichen Vertragsauflösung. Weil sich Pacult auch nicht in die Aufstellung dreinreden lassen wollte, enttäuscht resümiert: "Meine Arbeit wurde ständig blockiert, dennoch hat das Team funktioniert, die Spieler standen hinter mir. Das ist sehr enttäuschend. Aber hier muss man mit allem rechnen. Roter Stern und Partizan Belgrad sind professionell, daher unerreichbar." Der Rest? Kein Kommentar. Und das im Land eines WM-Starters.

Rainer Bortenschlager, Kronen Zeitung

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(Bild: KMM)



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