Verhütungsreport

Die Österreicher verhüten oft, aber wenig effektiv

Wissenschaft
13.09.2012 13:35
Für drei von vier Österreichern ist Verhütung beim Thema Sex ganz selbstverständlich. Bei der Wahl der Methode ist die subjektive Einschätzung im Hinblick auf die Wirksamkeit aber häufig falsch: Wie aus dem Verhütungsreport 2012 hervorgeht, werden oft mittelmäßig bis wenig wirksame Methoden fälschlicherweise als sehr wirksam eingeschätzt.

Teilnehmer der Befragung, die am Donnerstag vom Wiener Gynmed Ambulatorium präsentiert worden ist, waren 1.060 Männer und Frauen im Alter von 16 bis 49 Jahren. Laut der Erhebung, die im Mai durchgeführt wurde, waren zwölf Prozent der befragten Frauen bereits einmal ungewollt schwanger, drei Prozent sogar schon mehrmals, rund die Hälfte davon hat sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden. Jede fünfte Frau hat bereits nach einer Verhütungspanne die "Pille danach" genommen.

Am häufigsten verhüten die Wiener (83 Prozent) und Salzburger (82 Prozent), am wenigsten die Vorarlberger (69 Prozent) und die Burgenländer (67 Prozent). Dazwischen liegen die Bundesländer Kärnten (79 Prozent), Niederösterreich (77 Prozent), Steiermark (76 Prozent), Oberösterreich (73 Prozent) und Tirol (70 Prozent).

Pille und Kondom erste Wahl
"Es ist überraschend, wie wenig die wirklich wirksamen Methoden angewandt werden", kommentierte Gynäkologe Christian Fiala die Ergebnisse. Die Pille und das Kondom sind nach wie vor die Verhüttungsmittel erster Wahl, wobei das im Pearl Index als "mäßig wirksam" eingestufte Kondom mit 58 Prozent an erster Stelle steht.

Der Pearl Index gibt an, wie sicher ein Verhütungsmittels bei typischem Gebrauch ist. Ein Wert von zehn bis 20 (wie etwa beim Kondom) bedeutet, dass in einem Jahr trotz Verwendung des Verhütungsmittels von 100 Frauen zehn bis 20 schwanger werden.

60 Prozent verhüten mit wenig effektiven Methoden
Hinter dem Kondom rangiert die "wirksame" Pille (54 Prozent) mit einem Pearl Index von acht. Deutlich seltener werden aber Verhütungsmethoden angewandt, die als "sehr wirksam" gelten (Pearl Index unter vier), wie etwa die Hormonspirale, die Drei-Monats-Spritze, die Kupferspirale oder das Implantat. Rund 60 Prozent verhüten mit Methoden, die nur mäßig wirksam sind, sagte Martin Mayr vom Marktforschungsinstitut Integral.

Fast genauso oft wie die wirksamen bzw. sehr wirksamen Methoden kommen mittelmäßige und wenig wirksame Methoden zum Einsatz. So findet etwa das "Aufpassen", also Coitus interruptus, bei elf Prozent Anklang, Tage zählen bei neun Prozent der Befragten und Selbstbeobachtung bei acht Prozent.

Ein Viertel der Österreicher verhütet nicht
Fast ein Viertel (23 Prozent) der befragten Männer und Frauen im Alter von 16 bis 49 Jahren gab an, nicht zu verhüten. Die Gründe: kein Sex (neun Prozent), unfruchtbar (fünf Prozent), bereits im Wechsel (drei Prozent), Kinderwunsch (3,5 Prozent) und jeweils rund ein Prozent nannte gleichgeschlechtlichen Sex, Schwangerschaft oder Stillen.

Kaum Detailwissen über Verhütungsmethoden
Bei den Österreichern kommen nicht nur oftmals mäßig wirksame Verhütungsmethoden zum Einsatz, auch das Wissen über Details ebendieser ist laut Fiala gering. "Die meisten Befragten können lediglich die Pille und das Kondom beschreiben", sagte der Gynäkologe. Über sichere hormonelle Langzeitmethoden kann die Hälfte der Befragten keine Auskunft geben - das zieht sich durch alle Altersgruppen.

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