"Hängt die Atheisten"

Zahlreiche Tote bei Islamisten-Protest in Bangladesch

Ausland
06.05.2013 09:54
Bei Massenprotesten für härtere Blasphemiegesetze und eine strengere Geschlechtertrennung in Bangladesch sind am Sonntag nach Angaben der Behörden mindestens 28 Menschen getötet worden. Teile der Hauptstadt Dhaka wurden durch die Zusammenstöße zwischen Anhängern der radikalen Bewegung Hefajat-e-Islam, welche die Todesstrafe für Atheisten forderten, und der Polizei in ein Schlachtfeld verwandelt.

Zuvor waren rund 200.000 Anhänger der neu gegründeten Hefajat-Bewegung auf mindestens sechs Autobahnen in Richtung Dhaka marschiert und hatten dort den Verkehr blockiert. Auch die Verbindung zum wichtigsten Hafen des Landes, Chittagong, war blockiert. Vor der größten Moschee des Landes kam es zu Straßenschlachten mit der Polizei.

Polizei soll mit scharfer Munition geschossen haben
Die Radikalen warfen Steine, zündeten eine Polizeiwache sowie mehrere Autos und Läden an und ließen Dutzende kleine Sprengsätze hochgehen. Die Polizei schoss nach eigenen Angaben nur mit Gummigeschoßen, Augenzeugen berichteten aber, die Beamten hätten hundertfach mit scharfer Munition geschossen. Neben den Toten gab es Hunderte Verletzte - darunter sowohl Protestierende als auch Mitglieder der Sicherheitskräfte.

Islamisten: "Atheisten müssen gehängt werden"
Die islamistische Bewegung verlangt die Umsetzung eines 13-Punkte-Plans: Dazu zählen die Einführung der Todesstrafe für Gotteslästerung, die Wiedereinführung der Bezugnahme auf Allah in der Verfassung und eine strikte Geschlechtertrennung. Zudem fordert Hefajat-e-Islam verpflichtenden Religionsunterricht und die Beschränkung der Aktivitäten christlicher Missionare. Sollten ihre Forderungen nicht erfüllt werden, drohten die Rädelsführer der Demonstranten damit, die Regierung zu stürzen. Außerdem forderten sie lautstark: "Atheisten müssen gehängt werden".

Kritiker warnen vor Errichtung eines radikalen Gottesstaates
Kritiker werfen den Islamisten vor, sie wollten Bangladesch in einen radikalen Gottesstaat verwandeln. Arbeiterinnen, etwa aus der Textilindustrie, wehren sich insbesondere gegen die Pläne einer strikten Trennung der Geschlechter.

Bangladeschs Regierungschefin Sheikh Hasina Wajed hatte am Freitag der Forderung nach einem neuen Blasphemiegesetz erneut eine Absage erteilt. Die bisherigen Gesetze seien ausreichend zur Verfolgung von Gotteslästerung, sagte Hasina, die seit 2009 eine säkulare Regierung anführt.

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