Kaufbare Chipkarte

Wissenschaftler plädiert für “Lizenz zum Rauchen”

Ausland
14.11.2012 17:16
Simon Chapman, renommierter und preisgekrönter Gesundheitswissenschaftler und Professor an der Universität von Sydney in Australien, lässt in seiner jüngsten Abhandlung namens "The Case for a Smoker's License" mit einem radikalen Vorschlag an Regierungen aufhorchen: Anhand einer Chipkarte, die Raucher erwerben müssten, um sich Zigaretten zu kaufen, könne man das Tabakproblem weltweit eindämmen.

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind es rund fünf Millionen Menschen im Jahr, die an den Folgen von Tabakkonsum sterben. In Anbetracht des "äußerst gefährlichen Produktes Zigarette" sei es laut Chapman vor allem in Industrienationen höchste Eisenbahn, den Kampf gegen die Tabakindustrie ernst zu nehmen.

Tests, Datenbank und individueller Preis
Der Wissenschaftler legt in seiner aktuellen Abhandlung die Einführung einer Raucherlizenz nahe. Via Chipkarte könnte man demnach den Zugang zu Tabakprodukten begrenzen und auch das Aufhören fördern. Anhand von Datenbanken bzw. Archivierung der verbrauchten Zigarettenmenge müsse man Rauchern "Grenzen setzen" und diese mit "finanziellen Anreizen" unterstützen, meint Chapman.

Im Klartext hieße das, dass Raucher für ihre "Raucherkarte" zahlen und, um sie überhaupt zu bekommen, nachweisen müssten, dass sie sich über die gesundheitsschädigenden Auswirkungen von Zigarettenkonsum im Klaren seien - hier schlägt der Wissenschaftler gar Tests vor, die vor allem bei Jungrauchern Sinn machen würden. Die Chipkarte würde dann zum Erwerb von Tabakprodukten berechtigen und müsste an Verkaufsstellen vorgezeigt werden. Bei Verstößen bzw. dem Verkauf an lizenzfreie Personen schlägt Chapman "schwerwiegende Strafen" vor - etwa vergleichbar mit einem Apotheker, der illegal rezeptpflichtige Medikamente ausgibt.

Maximal 50 Zigaretten am Tag
Den Preis der Lizenz könnte man, so der Vorschlag, vom jeweiligen Zigarettenkonsum abhängig machen - also je mehr man raucht, desto teurer die Lizenz. Chapman schreibt von 100 bis 200 US-Dollar im Jahr. Auch ein Verbrauchslimit schlägt der Wissenschaftler vor - er kann sich eine Obergrenze von 50 Zigaretten pro Tag vorstellen, "sehr wenige Raucher konsumieren mehr als das".

Die Einführung einer Lizenz wäre eine starke, symbolische Botschaft an alle Raucher und auch an potenzielle Raucher, so Chapman in einer Conclusio. Tabak sei keine gewöhnliche Ware wie Lebensmittel oder Süßwaren. Im besten Fall hätte der Schritt wohl auch eine gewisse Selbstreflexion zur Folge - die Menschen würden erkennen, dass das Rauchen nur ein weiteres Risiko im "Dschungel des Lebens" sei, schließt Chapman.

Die Idee vom "Raucherchip" gefällt freilich nicht jedem, diskutiert wird sie allerdings bereits auf internationaler Ebene. Gegenüber der BBC bezeichnete ein Sprecher von British American Tobacco den Vorschlag als verwaltungs- und überwachungstechnischen "Albtraum". Weitere Kritiker sorgen sich um einen Eingriff in die Privatsphäre, auch von Kriminalisierung und Stigmatisierung von Rauchern ist die Rede. Zudem würden sich die Maßnahmen gegen die Falschen richten - nämlich gegen die Konsumenten und nicht gegen die Industrie selbst.

"In Österreich sicher nicht"
Die "Krone" hat Gesundheitsminister Alois Stöger mit den durchaus exotischen australischen Lösungsansätzen zur Raucherproblematik konfrontiert. Ein "Raucherchip" ist demnach hierzulande nicht einmal Zukunftsmusik. Stöger: "Diese Idee wird in Österreich sicher nicht umgesetzt. Wir leben in einer Demokratie, in der es die freie Entscheidung des Menschen gibt. Der Vorschlag des Forschers ist mit diesem Grundsatz nicht vereinbar", meint der Minister.

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