1925 - 2013

Thatcher: Beinharte Macherin mit “Geld-zurück-Garantie”

Ausland
08.04.2013 15:29
Weggefährten beschreiben sie als charismatisch, humorvoll und aufopfernd gegenüber ihren Nächsten - doch für die Nachwelt wird Margaret Thatcher vor allem die "Eiserne Lady" bleiben. Als solche unterwarf sie ihr Land in den elf Jahren als britische Premierministerin einem der schmerzvollsten Reformprozesse seiner Geschichte. International setzte sie durch den Falkland-Krieg und die enge Partnerschaft mit US-Präsident Ronald Reagan (Bild 4) beim Fall des Eisernen Vorhangs Zeichen, in der EU bleibt sie wohl als Neinsagerin in Erinnerung. Am Montag starb Thatcher im Alter von 87 Jahren.

Geboren am 13. Oktober 1925 wächst Margaret Hilda Roberts im zentralenglischen Grantham als Tochter eines Händlers auf, der seine wenige freie Zeit in der Methodistenkirche und dem Gemeinderat verbrachte. Abgesehen vom obligatorischen Kirchgang unternimmt die Familie nur selten gemeinsame Ausflüge, Arbeitseifer wird im Hause Roberts groß geschrieben - und von der späteren Premierministerin ihr Leben lang de facto als zweite Religion betrieben.

Hinzu kommt ein ausgeprägter Ehrgeiz und ein nicht gerade geringes Selbstbewusstsein. So erklärt "Maggie" bereits im Alter von neun Jahren bei ihrer ersten Auszeichnung in der Schule: "Das war kein Glück, ich habe es verdient."

Nach dem Chemiestudium in Oxford arbeitet Roberts ab 1947 zunächst als Forscherin in einem Labor. 1951 heiratet sie den Unternehmer Denis Thatcher, zwei Jahre später werden die Zwillinge Carol und Mark geboren (siehe Bild 2).

Nur vier Stunden Schlaf pro Nacht
Nur wenig später stürzt sie sich in die Politik und macht sich schnell einen Namen als Arbeitstier: Während ihrer Karriere schläft sie nach Angaben von Mitarbeitern im Schnitt nur vier Stunden pro Nacht. 1959 wird sie als Abgeordnete ins britische Parlament gewählt, wo sie innerhalb ihrer Konservativen Partei schnell die Karriereleiter emporklettert.

Allerdings glaubt Thatcher selbst noch nicht an den Sprung ganz nach oben. Noch 1974 sagt sie, sie werde es wohl nicht erleben, dass eine Frau Partei- oder gar Regierungschefin wird. Nur ein Jahr später sollte Thatcher die Führung der Konservativen von Edward Heath übernehmen, im Mai 1979 wird sie die erste Premierministerin des Landes.

Privatisierungen, Ausgabenkürzungen, Millionen Arbeitslose
Als Thatcher im November 1990 unter Tränen ihren Amtssitz in Downing Street 10 verlässt, hat sie das Land komplett umgekrempelt: Die Gewerkschaften sind gebrochen, wichtige staatliche Unternehmen wie Eisenbahn und Telekom privatisiert, die Steuern deutlich gesenkt, die Ausgaben des Staates auch.

Doch was die Wirtschaft des Königreiches jubeln lässt, sehen viele auch kritisch. So blieben durch den "Thatcherismus" mit seiner Verherrlichung der Selbstverantwortung des Einzelnen und der Propagierung der freien Marktwirtschaft viele auf der Strecke. Die Zahl der Arbeitslosen stieg auf über drei Millionen.

"I want my money back!"
Das Elend der Einzelnen rührt die "Eiserne Lady" jedoch kaum, Thatcher bleibt ihrer harten Linie treu. Das gilt auch international: Legendär ist unter anderem ihr Ausspruch "I want my money back!" - "Ich will mein Geld zurück", mit dem sie 1984 beim EU-Budget eine großzügige Rabatt-Regelung, den sogenannten Britenrabatt, für das Vereinigte Königreich durchsetzte.

Ähnlich legendär ist ihre Handtasche, die sie auch nach dem Ende ihrer politischen Karriere bei allen öffentlichen Auftritten mitnimmt. Zwischen zahlreichen Reden und dem Schreiben ihrer Memoiren kommt sie kaum dazu, eines ihrer erklärten Pensionsvorhaben umzusetzen: mehr Zeit mit ihrem Mann zu verbringen.

Rückzug nach Tod von Ehemann Denis
Denis Thatcher war all die Jahre im Schatten seiner Frau gestanden. Wegen seiner Steifheit hatte er in der britischen Öffentlichkeit oft hämische Kommentare über sich ergehen lassen müssen. Aber so unbeholfen er auch wirkte, ihr Ehemann war eine wichtige Stütze im Leben Thatchers. Sein Tod im Juni 2003 versetzte ihr einen herben Schlag, die Witwe zog sich immer mehr zurück. Zuletzt litt sie unter fortgeschrittener Demenz. Am Montag starb sie an den Folgen eines Schlaganfalls.

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