Beim Morgenappell

Nigeria: 47 Schüler bei Selbstmordanschlag getötet

Ausland
10.11.2014 12:19
Ein schwerer Bombenanschlag auf eine Schule im Norden Nigerias hat am Montag Dutzende Menschen in den Tod gerissen. Mindestens 47 Schüler wurden dabei getötet und mindestens 79 Menschen verletzt, teilte die örtliche Polizei mit. Der Sprengsatz detonierte, als sich die Schüler auf dem Schulhof eines Internats im Potiskum im Bundesstaat Yobe zum Morgenappell versammelt hatten.

Es gebe mehrere Schwerverletzte, so dass die Zahl der Toten vermutlich steigen werde, sagte ein Lehrer. Augenzeugen zufolge zündete ein Selbstmordattentäter die in einer Tasche versteckte Bombe. "Die Leichen der Schüler liegen in Blutlachen auf dem Boden", zitierte die Zeitung "Premium Times" einen Zeugen. Zahlreiche weitere Jugendliche seien verletzt worden. Die naturwissenschaftliche Schule "Potiskum Senior Science Secondary School" ist ein Jungeninternat im Zentrum von Potiskum.

Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand. Potiskum liegt aber in der Region, in der die radikalislamische Gruppe Boko Haram immer wieder Anschläge verübt hat. Erst vergangene Woche waren bei einer Explosion eines Sprengsatzes in einer schiitischen Schule im selben Ort 30 Menschen ums Leben gekommen. Die Behörden vermuten hinter den Anschlägen die sunnitische islamistische Terrorgruppe Boko Haram.

Boko Haram verbreitet seit Jahren Angst und Schrecken
Der Name Boko Haram bedeutet übersetzt: "Westliche Erziehung ist sündhaft". Die Gruppe, die im Norden Nigerias einen Gottesstaat einrichten will, hat in der Region zahlreiche Anschläge vor allem auf Christen und Polizeieinrichtungen verübt. Dabei sind in den vergangenen fünf Jahren Tausende Menschen ums Leben gekommen.

Anschlagsziele sind bevorzugt Schulen, aus denen auch immer wieder Schüler entführt werden. Bei einer der spektakulärsten Aktionen hatte die Gruppe im April 200 Mädchen aus einer Schule in der Stadt Chibok im Nordosten des Lands verschleppt. Deren Schicksal ist weiter ungewiss. Mitte Oktober hatten sich Regierung und Boko Haram nach Militärangaben auf einen Waffenstillstand und die Freilassung der Mädchen geeinigt. Der Waffenstillstand wurde aber immer wieder gebrochen. Die Mädchen sind noch nicht frei.

Video: "Wir haben hier ein Kalifat errichtet"
Die radikalislamische Terrorgruppe demonstrierte unterdessen auch in einem Video einmal mehr ihren Machtanspruch im Norden Nigerias. "Wir haben hier ein Kalifat errichtet", verkündet Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau in dem 44-minütigen Beitrago, der der Nachrichtenagentur AFP vorlag.

Das offenbar in Nordnigeria gedrehte Video zeigt islamistische Kämpfer mit schweren Waffen und Militärfahrzeugen sowie Anrainer, die ihnen zujubeln. Die meiste Zeit des inszeniert wirkenden Videos nimmt eine Predigt Shekaus ein, in der dieser im Vergleich zu früheren Aufnahmen ungewöhnlich nah gefilmt wurde. Shekau zeigt sich in den Aufnahmen solidarisch mit den "Brüdern" unter anderem in Afghanistan, Pakistan und Somalia und "grüßt" das von der Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien und im Irak ausgerufene "Kalifat".

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