"Es ist die Hölle"

Mehrere Tote bei neuem Bootsunglück vor Lampedusa

Ausland
12.05.2014 20:06
Bei einem erneuten Bootsunglück nahe der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa sind am Montag laut Behördenangaben mindestens 14 Migranten ums Leben gekommen, zahlreiche weitere Personen werden noch vermisst. Das Flüchtlingsboot mit rund 400 Menschen an Bord sank demnach rund 160 Kilometer südlich der Insel.

"Es ist die Hölle", berichtete ein Retter. Zahlreiche Boote und Hubschrauber der italienischen Marine waren am Unglücksort im Einsatz, um die Überlebenden in Sicherheit zu bringen.

Italien bittet erneut die EU um Hilfe
Die italienische Außenministerin Federica Mogherini gab sich ob der neuen Flüchtlingstragödie erschüttert und appellierte einmal mehr an die EU, Italien bei der Bewältigung des Migrantennotstands aktiv zu unterstützen. Man könne nicht alleine die Last des Flüchtlingsnotstands tragen, meinte die Außenministerin.

Italiens Justizminister Andrea Orlando reichte bei der UNO eine Resolution zur Bekämpfung der Schlepperorganisationen ein. Er klagte über ein "Kooperationsdefizit" auf europäischer Ebene bei der Bekämpfung des Menschenhandels. Italiens Linkspartei SEL forderte den Rücktritt von Innenminister Angelino Alfano und meinte, die illegale Einwanderung könne nicht ausschließlich mit repressiven Maßnahmen bekämpft werden. Dieses Vorgehen verstärke nur die Macht der Schlepper.

Bürgermeisterin: "Patrouillen sind nicht die Lösung"
Auch die Bürgermeisterin von Lampedusa, Giusy Nicolini, appellierte an die Regierung in Rom, weiterhin Druck auf die EU für ein sofortiges Ende der Massenabfahrten von Flüchtlingen aus Nordafrika zu machen. "Die Meerespatrouillen sind nicht die Lösung gegen die Tragödien. Man muss die Abfahrt der Flüchtlinge verhindern, ansonsten werden sich diese Dramen im Meer immer wiederholen", so Nicolini.

EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström zeigte sich "tief schockiert" von der erneuten Katastrophe vor der Haustür der Europäischen Union. "Es ist die eindeutige Verantwortung aller Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, jetzt konkrete Solidarität zu zeigen, um die Wiederholung solcher Tragödien zu vermeiden", erklärte die Schwedin in Brüssel. Sie forderte die Umsetzung eines Aktionsplans, den die EU nach der Flüchtlingstragödie vor Lampedusa Anfang Oktober aufgestellt hatte. Malmström kündigte zudem an, das Thema auf die Tagesordnung des nächsten EU-Innenministertreffens im Juni zu setzen.

Rund 800.000 Menschen warten in Libyen auf Abfahrt
Die Mission der italienischen Marine "Mare Nostrum" hatte im Oktober nach zwei Schiffsunglücken vor Lampedusa mit mehr als 360 Toten begonnen. Über 30.000 Migranten sind seit Jahresbeginn in Italien eingetroffen. Laut dem italienischen Innenministerium warten in Libyen rund 800.000 Menschen auf die Abfahrt nach Europa.

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