Rückschlag für IS
Kurden erobern größten Staudamm im Irak zurück
Angesichts des Vormarsches des IS greifen die USA erstmals seit ihrem Truppenabzug vor gut zweieinhalb Jahren wieder militärisch im Irak ein. Die US-Armee flog nach eigenen Angaben allein am Samstag neun und am Sonntag 14 Luftangriffe in der Nähe des Staudamms am Tigris. Nach Angaben des US-Militärkommandos Centcom zerstörten US-Kampfjets und -Drohnen mehrere gepanzerte Truppentransporter, mit Waffen beladene Fahrzeuge und Geländewagen.
"Der Staudamm wurde vollständig befreit"
Ali Awni von der Demokratischen Partei Kurdistans des Präsidenten der autonomen Kurdenregion, Massoud Barzani, sagte, der Staudamm sei "vollständig befreit" worden. Ein Peschmerga-Offizier und ein weiterer Politiker bestätigten dies.
Der Staudamm ist von entscheidender strategischer Bedeutung. Die IS-Dschiihadisten hatten ihn am 7. August erobert und damit die Kontrolle über die Wasser- und Stromversorgung weiter Landesteile erlangt. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Nordirak wegen des fehlenden Widerstands der irakischen Armee von den IS-Kämpfern förmlich überrannt.
IS-Terrormiliz geht mit äußerster Brutalität vor
In Syrien soll die IS indes innerhalb von zwei Wochen mehr als 700 Angehörige eines Stammes getötet haben. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, hatte der im Osten Syriens siedelnde Stamm der Shaitat versucht, sich gegen die sunnitischen Dschihadisten zu erheben. Unter den Toten sind den Angaben zufolge 100 bewaffnete Kämpfer, bei den übrigen Todesopfern handelt es sich demnach um Zivilisten. Die Menschen seien in mehreren Dörfern der Provinz Deir ez-Zor getötet worden, die größtenteils von IS-Kämpfern kontrolliert wird.
Auch im Nordirak sollen nahe des Dorfes Kotsho Dutzende Zivilisten, mehrheitlich Jesiden, hingerichtet worden sein. Einem Regierungsvertreter zufolge stürmte ein Konvoi mit bewaffneten Dschihadisten das Dorf und richtete ein Massaker mit rund 80 Toten an. Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen und Augenzeugen sollen die Kämpfer die Menschen in der Region Ninive, wo auch das angegriffene Dorf liegt, vielfach aufgefordert haben, zu konvertieren oder zu fliehen. Viele von denen, die sich gegen beides weigerten, wurden demnach erschossen.
Cameron sieht Großbritannien von IS direkt bedroht
Angesichts der zunehmenden Brutalität der Gruppe ortete der britische Premier David Cameron eine direkte Gefahr für sein Land. "Wenn wir den Vormarsch dieser außerordentlich gefährlichen Terrorbewegung nicht stoppen, wird sie nur stärker, bis sie uns auf den Straßen Großbritanniens angreifen kann", schrieb Cameron in der Zeitung "The Sunday Telegraph". Sicherheit vor den IS-Kämpfern könne es nur geben, wenn Großbritannien alle Möglichkeiten von "Hilfen, Diplomatie und militärischen Fähigkeiten" einsetze.
Die Europäische Union unterstützt nicht zuletzt deshalb Waffenlieferungen an die kurdischen Kämpfer. Die EU begrüße, dass einzelne Länder, dem Vernehmen nach Großbritannien und Frankreich, die Anfragen der kurdischen Sicherheitskräfte positiv beantworten, erklärte der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der sich am Samstag im Irak aufgehalten hatte. "Eine terroristische Mörderbande versucht, sich das Land untertan zu machen", sagte er bei seiner Ankunft in Bagdad. Österreich befürwortet zwar Waffenlieferungen, konzentriert sich selbst aber auf humanitäre Hilfe.
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