Nervenkrieg gewonnen

Höhlenwunder: 274 Stunden auf dem Weg ins Licht

Ausland
19.06.2014 20:01
Am Fronleichnamstag wurde in Berchtesgaden Geschichte geschrieben: Höhlenforscher Johann Westhauser konnte aus 1.000 Metern Tiefe gerettet werden. Hunderte Helfer waren beinahe zwölf Tage lang rund um die Uhr im Einsatz.

Sie waren berufen, das Unmögliche zu tun. Und das Helferteam aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, Italien und Kroatien hat das Wunder vom Untersberg vollbracht. Donnerstagvormittag um exakt 11.44 Uhr konnte Westhauser nach elf Tagen, zehn Stunden und 14 Minuten in der Finsternis befreit werden. Der Nervenkrieg um die aufwendige Bergungsaktion im Inneren der Nördlichen Kalkalpen war zu Ende.

Dabei hatten viele noch in der Nacht zuvor gefürchtet, dass beim Einsatz etwas schiefgelaufen sei. Ursprünglich war die Trage mit dem Schwerverletzten nämlich bereits gegen 3 Uhr nachts im Basislager auf dem Untersberg erwartet worden.

Fast zwölf Tage Todesangst
Aber die Einsatzkräfte - im letzten Schacht vor dem Ausstieg hatte die österreichische Bergrettung das Kommando übernommen - entschieden sich kurzfristig, ein Notbiwak einzurichten. Der Grund: Die Ärzte fürchteten, ihr Patient könnte einen sogenannten Rettungskollaps erleiden.

Ein Sprecher der Bergwacht beim "Krone"-Lokalaugenschein am Fuße des Untersbergs: "Wenn ein Mensch 274 Stunden ununterbrochen angespannt ist, Todesangst hat, dann ist es gefährlich, wenn dieser Zustand plötzlich von ihm abfällt. Kreislaufversagen wäre die Folge." Doch nach vier zusätzlichen Ruhestunden stand der sensationellen Befreiung nichts mehr im Wege.

Trage via Flaschenzug zu Hubschrauber gebracht
Vor der Öffnung in das Massiv positionierten sich alle zur Verfügung stehenden Helfer. Und als die Trage mit dem 53-jährigen Wissenschaftler nach oben gerreicht wurde, wurde sie via Flaschenzug zunächst zum Medizinzelt und anschließend zum bereitstehenden Hubschrauber weitergereicht.

"Diesen ergreifenden Moment wird wohl niemand von uns wieder vergessen", sagte Martin Göksu, jener Arzt aus Stockerau (NÖ), der nach Bekanntwerden des dramatischen Unglücks ohne zu zögern in die Riesending-Schachthöhle gestiegen war. Der 37-jährige Österreicher und seine 201 Mitstreiter in der Höhle durften zu Fronleichnam 2014 Geschichte schreiben.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele