Nach Schlagabtausch

F: Copé siegt im Ringen um Vorsitz in Sarkozy-Partei

Ausland
19.11.2012 23:11
Die von Betrugsvorwürfen und einem Streit zweier "Wahlsieger" überschattete Frage um die Nachfolge des ehemaligen französischen Staatspräsidenten Nicholas Sarkozy an der Spitze der größten Oppositionspartei UMP ist geklärt: Jean-Francois Copé (linkes Bild) ist offiziell neuer Parteivorsitzender. Copé konnte sich mit 50,03 Prozent der Stimmen gegenüber seinem Rivalen, dem Ex-Premier Francois Fillon (rechts) durchsetzen, wie die Wahlkommission am Montagabend bekannt gab.

Demnach erhielt Copé 87.388 Stimmen, Fillon 87.290 - was einen Vorsprung von lediglich 98 Stimmen bedeutet. Die offizielle Erklärung des Leiters der Wahlkommission Patrice Gelard setzte einem 24-stündigen Schlagabtausch beider Kandidaten ein Ende, die sich zuvor beide zum Sieger der Wahl erklärt hatten - noch bevor die Hälfte aller Stimmen ausgezählt worden war. Außerdem wurden Wahlbetrugsvorwürfe in Paris und im Süden Frankreichs laut.

Bereits während der Wahl am Sonntag war es zu großer Aufregung gekommen, weil viele Parteimitglieder bei Schließung der Wahllokale um 18 Uhr noch nicht gewählt hatten, da es zu wenig Wahlbüros gab. Stunden nach der Schließung der Wahllokale sprach Fillon, der ansonsten als besonnener und bedächtiger Mensch gilt, von einer "schweren Störung" beim Ablauf des Votums. "Ich bin extrem schockiert", fügte er hinzu.

Stimmenauszählung vorübergehend gestoppt
Zuvor hatte sich nach Auszählung der ersten Stimmen am späten Sonntagabend ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem 58-jährigen Fillon und dem 48-jährigen Copé abgezeichnet, obwohl die Umfragen zuvor Fillon einen klaren Vorsprung vorausgesagt hatten. Kurz vor Mitternacht erklärte dann Copé, er habe mit rund tausend Stimmen Vorsprung gewonnen. Wenig später gab Fillon bekannt, er habe 224 Stimmen mehr als sein Rivale. Angesichts des Durcheinanders war die weitere Auszählung unter Aufsicht einer internen Wahlkommission am Montag vorübergehend unterbrochen worden.

Ex-Außenminister: "Es geht um die Existenz der Partei"
Fillon und Copé hatten sich in den vergangenen Monaten einen erbitterten Kampf um den Parteivorsitz, den beide als Sprungbrett für das Präsidentenamt betrachten, geliefert. Fillon, der zur Parteimitte zählt, präsentierte sich dabei ganz als Staatsmann. Copé wiederum, der vom rechten Flügel der UMP unterstützt wird, setzte auf einen aggressiveren Kurs. Bereits im Wahlkampf hatten daher prominente Parteimitglieder gewarnt, der Zweikampf um den Parteivorsitz dürfe die UMP nicht zerreißen. Eines war bereits während dem Durcheinander bei der Wahl klar: Der Sieger geht beschädigt aus dem Duell hervor.

Es steht aber mehr auf dem Spiel: Angesichts dieser trüben Aussichten warnte der ehemalige Außenminister Alain Juppé vor einem Ende der Partei in ihrer heutigen Form. Es gehe um "die Existenz der UMP selbst", betonte der besorgte Konservative, der das Amt des Parteivorsitzenden zwischen 2002 und 2004 selbst bekleidet hatte. Juppé hatte beide aufgerufen, sich zu treffen und die gegenseitigen "Beschimpfungen" zu beenden.

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